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jener Verwandten weilten, und sie wurde zornig, da sie glaubte, er habe sie in jenen Augenblicken, da er das Mädchen zur Nachtwache im Provinzladen aufgesucht, daheim schon betrogen.

Als der Mann mit der gefüllten Kaffeetasse zu ihr ans Bett trat, wies sie den Kaffee zurück, wandte das Gesicht gegen die Wand und brach in Schluchzen aus. Und auf seine Fragen stürzten ihr Vorwürfe über die Lippen. Aber er konnte ruhig entgegnen, daß kein Wort und nichts zwischen ihm und jenem Mädchen ausgetauscht worden war, was seine Treue hätte in Frage stellen können.

„Es muß aber doch etwas zwischen euch gewesen sein,“ fuhr die Frau hartnäckig fort, „denn ich erinnere mich jetzt, daß du ganz plötzlich deine Aufsicht über die Nachtwachen im Laden abgebrochen hast. Sage mir, was war das letzte Wort, das ihr dort zusammen spracht?“

„Ich sagte ihr, daß ich glücklich, sehr glücklich verheiratet bin,“ erwiderte der Mann nach einigem Nachdenken.

Die Frau sah erstaunt mit tränendem Gesicht zu ihm auf und sagte: „Ich glaube dir’s. Aber ich weiß doch, daß sie allein das Gespenst

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/233&oldid=- (Version vom 31.7.2018)