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warst du noch feierlich zartglänzend und lieblich leuchtend.

Du sitzt auffällig in deiner Unauffälligkeit vor mir, und ich höre alles, was du nicht redest, lauter als rundum die glänzenden Reden der Sprechenden. Dein Herz aber ist flüssig, wenn es so, nichts sprechend, mit uns allen und mit niemandem spricht. Während uns die Teetassen in den Fingern zittern und der Witz der Nachbarn uns benachrichtigen will von Geschehnissen, die uns anfallen, bald kalt, bald glitzernd von Neugier, Eitelkeit und geistreicher Gewandtheit, bist du, Oda, verschwunden und wieder erschienen. Es rief dich irgend ein göttlich zweckloser Zweck.

Neulich, als ich zum ersten Mal seit Jahren wieder zu euch zu Besuch kam, war es der kleine zahme Kanarienvogel, den du in der Hand brachtest und mir auf den Ärmel setztest; und du lachtest, als ich verwundert aufschaute.

Warum brachtest du nicht alle Kanarienvögel der Stadt, damit ich dich hätte tausendmal lachen hören können! Ich sah den zahmen kleinen Vogel kaum, ich fühlte nur mein Herz schmerzen, weil du nur so kurz gelacht hattest, und weil, wenn du laut wirst wie die andern,

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/201&oldid=- (Version vom 31.7.2018)