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Wenn ich spät nach Mitternacht in der Potsdamerstraße nach Hause ging, eilte ich mich meistens nicht sehr, denn die Nachtluft kam mir erfrischend entgegen. Sie war wie ein Wanderer, der aus Grenzwäldern über Flüsse und Seen herkam und über Berlin hinschritt. Und während ich von einer Laterne zur andern ging, war die Nachtluft schon über die Provinz Brandenburg fortgezogen an die Elbe, an den Rhein, und im Vorübergehen hatte sie mich leicht verhext und hatte mir Meilengedanken gegeben, so daß ich darnach nicht mehr zwischen Laternen weiter ging, sondern fort über mich selbst.

Auf einer Plakatsäule sah ich in einer Nacht einen großen Tigerkopf. Darunter stand „Indien in Berlin“. Der gefleckte Tigerkopf sah aus gelbem Bambusröhricht heraus und war ein praller Katzenkopf; über ihm lag ein bleichblau gemalter Himmel.

Eine Weile schien mir dann, als ginge ich

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/176&oldid=- (Version vom 31.7.2018)