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Ich habe manchmal darüber nachgedacht, wenn ich Frau Claudia nach Jahren in dieser oder jener Weltstadt wiedersah, womit sich ihre Augen vergleichen ließen. Es machte mich oft in ihrer Nähe unruhig, daß ich keinen Maßstab für ihre Augen fand, und wenn ich aus der Ferne, bei Gesprächen oder in Gedanken, das Bild Claudias vor mich hinstellte, stotterte meine Vorstellung, möchte ich sagen, und brachte niemals einen Vergleich zustande, eine Beschreibung jener Frauenaugen.

Sie sind schwarz, aber man kann sie nicht einfach schwarz nennen, denn sie sind nicht schwarz, wenn sie einen treffen. Sie sind von einer Dunkelheit, die ist über Schwarz hinaus, eine abgründigere Farbe, vielleicht müßte man diese Augen Saturnschwarz nennen.

Einmal habe ich von Claudia, welche die Frau eines meiner Freunde ist, und mit der mich nur rein freundschaftliche Beziehungen verbinden, ein wenig ehebrecherisch geträumt.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)