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„Bist du mein Schutzengel?“ stieß der geängstigte Häcksel hervor. Die weiße Gestalt nickte geheimnisvoll und hing sich an seinen Arm und legte ihren weißbehandschuhten Zeigefinger auf ihren Mund, zum Zeichen daß sie schweigen müsse.

Der Bursche war froh, daß er nach dem Anblick des Totenkopfes jetzt von dem vergißmeinnichtbekränzten Mädchen begleitet wurde. Er bestellte bei der Kellnerin zwei Glas Bier und vieles Essen und entschloß sich, die Zeche von seinem Begräbnisgeld zu bezahlen.

„Du bist ja so blaß,“ wisperte der Schutzengel und schmiegte sich am Biertisch, der dichtbesetzt war, auf Häcksels Schoß. Die Bekränzte reichte ihm dann aus ihrem Handtäschchen einen Spiegel und einen roten Stift. Während Häcksel in den Spiegel guckte, malte das Mädchen ihm gesunde rote Backen und eine kräftige rote Nase in sein Gesicht.

Häcksel mußte lachen und sich wundern über das, was die Schutzengel alles verstehen. Er, der kranke blasse Häcksel, sah nun wie das glühende Leben aus. Mindestens so rot, als ob er zwei neue Ohrfeigen links und

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)