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Rhododendron u. a. gekreutzt worden sind, und doch setzen viele dieser Bastarde Saamen an. So versichert Herbert, dass ein Bastard von Calceolaria integrifolia und C. plumbaginea, zweier in ihrer allgemeinen Beschaffenheit sehr unähnlicher Arten, »sich selbst so vollkommen aus Saamen verjüngte, als ob er einer natürlichen Spezies aus den Bergen Chile’s angehört hätte«. Ich habe mir einige Mühe gegeben, den Grund der Fruchtbarkeit bei einigen durch mehrseitige Kreutzung erzielten Rhododendren kennen zu lernen, und die Gewissheit erlangt, dass mehre derselben vollkommen fruchtbar sind. Herr C. Noble z. B. berichtet mir, dass er zur Gewinnung von Propfreisern Stöcke eines Bastardes von Rhododendron Ponticum und Rh. Catawbiense erzieht, und dass dieser Bastard „so reichlichen Saamen ansetzt, als man sich nur denken kann«. Nähme bei richtiger Behandlung die Fruchtbarkeit der Bastarde in aufeinander-folgenden Generationen in der Weise ab, wie Gärtner versichert, so müsste diese Thatsache unseren Plantage-Besitzern bekannt seyn. Garten-Freunde erziehen grosse Beete voll der nämlichen Bastarde; und diese allein erfreuen sich einer richtigen Behandlung; denn hier allein können die verschiedenen Individuen einer nämlichen Bastard-Form durch die Thätigkeit der Insekten sich untereinander kreutzen und den schädlichen Einflüssen zu enger Inzucht entgehen. Von der Wirkung der Insekten-Thätigkeit kann jeder sich selbst überzeugen, wenn er die Blumen der sterileren Rhododendron-Formen, welche keine Pollen bilden, untersucht; denn er wird ihre Narben ganz mit Saamenstaub bedeckt finden, der von andern Blumen hergetragen worden ist.

     Was die Thiere betrifft, so sind der genauen Versuche viel weniger mit ihnen veranstaltet worden. Wenn unsre systematischen Anordnungen Vertrauen verdienen, d. h. wenn die Sippen der Thiere eben so verschieden von einander als die der Pflanzen sind, dann können wir behaupten, dass viel weiter auf der Stufenleiter der Natur auseinander-stehende Thiere noch gekreutzt werden können, als es bei den Pflanzen der Fall ist; dagegen scheinen die Bastarde unfruchtbarer zu seyn. Ich bezweifle, ob auch nur eine Angabe von einem ganz fruchtbaren

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_261.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)