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glaube, die Antwort ist nicht schwer. Es ist bekannt, dass Bienen oft in grosser Noth sind, genügenden Nektar aufzutreiben; und ich habe von Herrn Tegetmeier erfahren, dass er durch Versuche ermittelt habe, dass nicht weniger als 12-15 Pfund trocknen Zuckers zur Sekretion von jedem Pfund Wachs in einem Bienen-Korbe verbraucht werden, daher eine überschwängliche Menge flüssigen Honigs eingesammelt und von den Bienen eines Stockes verzehrt werden muss, um das zur Erbauung ihrer Waben nöthige Wachs zu erhalten. Überdiess muss eine grosse Anzahl Bienen während des Sekretions-Prozesses viele Tage lang unbeschäftigt bleiben. Ein grosser Honig-Vorrath ist ferner nöthig für den Unterhalt eines starken Stockes über Winter, und es ist bekannt, dass die Sicherheit desselben hauptsächlich gerade von seiner Stärke abhängt. Daher Ersparniss von Wachs eine grosse Ersparniss von Honig veranlasst und eine wesentliche Bedingniss des Gedeihens einer Bienen-Familie ist. Für gewöhnlich mag der Erfolg einer Bienen-Art von der Zahl ihrer Parasiten und andrer Feinde oder von ganz andern Ursachen bedingt und in soferne von der Menge des Honigs unabhängig seyn, welche die Bienen einsammeln können. Nehmen wir aber an, diess Letzte seye doch wirklich der Fall, wie in der That oft die Menge der Hummel-Bienen in einer Gegend davon bedingt ist, und nehmen wir ferner an (was in Wirklichkeit nicht so ist), ihre Gemeinde durchlebe den Winter und verlange mithin einen Honig-Vorrath, so wäre es in diesem Falle für unsre Hummel-Bienen gewiss ein Vortheil, wenn eine geringe Veränderung ihres Instinktes sie veranlasste, ihre Wachs-Zellen etwas näher an einander zu machen, so dass sich deren kreisrunden Wände etwas schnitten; denn eine jede zweien aneinander-stossenden Zellen gemeinsam dienende Zwischenwand müsste etwas Wachs ersparen. Es würde daher ein zunehmender Vortheil für unsre Hummeln seyn, wenn sie ihre Zellen immer regelmässiger machten, immer näher zusammenrückten und immer mehr zu einer Masse vereinigten, wie Melipona, weil alsdann ein grosser Theil der eine jede Zelle begrenzenden Wand auch andern Zellen zur Begrenzung dienen und viel Wachs erspart werden würde. Aus

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_244.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)