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ich Fälle von Bein- und Schulter-Streifen bei Pferden von ganz verschiedenen Rassen in verschiedenen Gegenden gesammelt habe von England bis Ost-China und von Norwegen im Norden bis zum Malayischen Archipel im Süden. In allen Theilen der Welt kommen diese Streifen weitaus am öftesten an Braunen und Mäusebraunen vor. Unter Braun schlechthin (»Dan«) begreife ich hier Pferde mit einer langen Reihe von Farben-Abstufungen, von Schwarzbraun an bis fast zum Rahmfarbigen[1].

     Ich weiss, dass Colonel Hamilton Smith, der über diesen Gegenstand geschrieben, annimmt, unsre verschiedenen Pferde-Rassen rührten von verschiedenen Stamm-Arten her, wovon eine, die des Braunen, gestreift gewesen, und alle oben-beschriebenen Streifungen seyen Folge früherer Kreutzung mit dem Braunen-Stamme. Jedoch fühle ich mich durch diese Theorie in keiner Weise befriedigt und möchte sie nicht auf so verschiedene Rassen in Anwendung bringen, wie das Belgische Karren-Pferd, der Walliser Pony, der Renner, die schlanke Kattywar-Rasse u. a., die in den verschiedensten Theilen der Welt zerstreut sind.

     Wenden wir uns nun zu den Folgen der Kreutzung zwischen den verschiedenen Arten der Pferde-Sippe: Rollin versichert, dass der gemeine Maulesel, von Esel und Pferd, sehr oft Queerstreifen auf den Beinen hat, und nach Gosse kommt Diess in den Vereinten Staaten in zehn Fällen neunmal vor. Ich sah einst einen Maulesel mit so stark gestreiften Beinen, dass jedermann geneigt gewesen seyn würde ihn vom Zebra abzuleiten; und Herr W. C. Martin hat in seinem vorzüglichen Werke über das Pferd die Abbildung von einem ähnlichen Maulesel mitgetheilt. In vier in Farben ausgeführten Bildern von Bastarden des Esels mit dem Zebra fand ich die Beine viel deutlicher gestreift als den übrigen Körper, und in einem derselben war ein doppelter Schulter-Streifen vorhanden. An Lord Morton’s berühmtem Bastard von einem Quagga-Hengst und einer kastanienbraunen Stute sowie an einem nachher erzielten reinen

  1. Wie sie nämlich als Grund-Farben der verschiedenen Equus-Arten in der Natur vorkommen. Man könnte also etwa sagen natürliche Pferde-Farben.      D. Übrs.
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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_175.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)