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die Erzeugung neuer organischer Formen mehr geeignet gewesen seye, müssten wir auch gleich-lange Zeiträume dabei vergleichen können, und Diess sind wir nicht im Stande zu thun.

     Obwohl ich nun nicht zweifle, dass Isolirung bei Erzeugung neuer Arten ein sehr wichtiger Umstand ist, so möchte ich doch im Ganzen genommen glauben, dass grosse Ausdehnung des Gebietes noch wichtiger insbesondere für die Hervorbringung solcher Arten ist, die sich einer langen Dauer und weiten Verbreitung fähig zeigen. Auf einer grossen und offenen Fläche wird nicht nur die Aussicht auf vortheilhafte Abänderungen wegen der grösseren Anzahl von Individuen einer Art günstiger, es werden auch die Lebens-Bedingungen wegen der grossen Anzahl schon vorhandener Arten unendlich zusammengesetzter seyn; und wenn einige von diesen zahlreichen Arten verändert oder verbessert werden, so müssen auch andre in entsprechendem Grade verbessert werden oder untergehen. Eben so wird jede neue Form, sobald sie sich stark verbessert hat, fähig seyn, sich über die offene und zusammenhängende Fläche auszubreiten, und wird hiedurch in Mitbewerbung mit vielen andern treten. Es werden[WS 1] hiemit mehr neu zu besetzende Stellen entstehen, und die Mitbewerbung um deren Ausfüllung wird viel heftiger als auf einem kleinen und abgeschlossenen Gebiete werden. Ausserdem aber mögen grosse Flächen, wenn sie jetzt auch zusammenhängend sind, in Folge der Schwankungen ihrer Oberfläche, oft noch unlängst von unterbrochener Beschaffenheit gewesen seyn, so dass sie an den guten Wirkungen der Isolirung wenigstens bis zu einem gewissen Grade mit theilgenommen haben. Ich komme demnach zum Schlusse, dass, wenn kleine abgeschlossene Gebiete auch in manchen Beziehungen wahrscheinlich sehr günstig für die Erzeugung neuer Arten gewesen sind, doch auf grossen Flächen die Abänderungen im Allgemeinen rascher erfolgt sind und, was noch wichtiger ist, die auf den grossen Flächen entstandenen neuen Formen, welche bereits den Sieg über viele Mitbewerber davon getragen, solche sind, die sich am weitesten verbreiten und die zahlreichsten neuen Varietäten


  1. Im Original werd en
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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_111.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)