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auch um ihr Daseyn, wie Gras-fressende Säugthiere und Heuschrecken. Aber der meistens ununterbrochen-fortdauernde Kampf wird der heftigste seyn, der zwischen den Einzelwesen einer Art stattfindet, welche dieselben Bezirke bewohnen, dasselbe Futter verlangen und denselben Gefahren ausgesetzt sind. Bei Varietäten der nämlichen Art wird der Kampf meistens eben so heftig seyn, und zuweilen sehen wir den Streit schon in kurzer Zeit entschieden. So werden z. B., wenn wir verschiedene Weitzen-Varietäten durcheinander säen und ihren gemischten Saamen-Ertrag wieder säen, einige Varietäten, welche dem Klima und Boden am besten entsprechen oder von Natur die fruchtbarsten sind, die andern überbieten und, indem sie mehr Saamen liefern, schon nach wenigen Jahren gänzlich ersetzen. Um einen gemischten Stock von so äusserst nahe verwandten Varietäten aufzubringen, wie die verschieden-farbigen Zuckererbsen sind, muss man sie jedes Jahr gesondert ärndten und dann die Saamen im erforderlichen Verhältnisse jedesmal auf’s Neue mengen, wenn nicht die schwächeren Sorten von Jahr zu Jahr abnehmen und endlich ganz ausgehen sollen.

     So verhält es sich auch mit den Schaaf-Rassen. Man hat versichert, dass gewisse Gebirgs-Varietäten derselben unter andern Gebirgs-Varietäten aussterben, so dass sie nicht durch einander gehalten werden können. Zu demselben Ergebnisse ist man gelangt, als man versuchte, verschiedene Abänderungen des medizinischen Blutegels durcheinander zu halten. Und ebenso ist zu bezweifeln, dass die Varietäten von irgend einer unsrer Kultur-Pflanzen oder Hausthier-Arten so genau dieselbe Stärke, Gewohnheiten und Konstitution besitzen, dass sich die ursprünglichen Zahlen-Verhältnisse eines gemischten Bestandes derselben auch nur ein halbes Dutzend Generationen hindurch zu erhalten vermöchten, wenn sie wie die organischen Wesen im Natur-Zustande mit einander zu ringen veranlasst wären und der Saamen oder die Jungen nicht alljährlich sortirt würden.

     Da die Arten einer Sippe gewöhnlich, doch keineswegs immer, einige Ähnlichkeit mit einander in Gewohnheiten und Konstitution und immer in der Struktur besitzen, so wird der

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_081.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)