Erhard Weigel: Wie / Nach der Art der alten Weisen / der Grund aller Kunst und Tugenden / mit Freuden einzuflössen | |
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Damit nun mir dergleichen Stille schweigen ferner nicht mag vorgeworffen werden / habe ich bis anhero was mir müglich ist gewesen und sich schicken wollen vorgenommen / unmaßgeblich das / was meines Ampts ist / zuerinnern / und darneben einige bequeme Instrumente zuerdencken / dieses heilsame Werck nach Mögligkeit / wo nicht ins grosse doch ins kleine / zubefördern.
Derowegen ob ich zwar abgestatteter Relation, was bey der Prob des öfters angetragenen Vorschlags sich befunden / vor den allerleichtesten Weg gehalten / wenn das publicum selbst Hand anlegen / und / die alten Schulen unturbirt / nur eine neue Claß von solchen Kindern anzuordnen sich gefallen lassen würde / welche Kinder ohne das sonst nicht zur Schul geschickt zu werden / sondern auf den Gassen umzuspringen / und zu Hauß viel Unmuth anzurichten / pflegen / dergleichen denn die 2. 3. 4. und 5. jährige Kinderlein betrift; so hab ich doch die Execution hierinnen etwas schwer befunden / weil man publicè nicht gern was neues / das ist / etwas wieder die Gewonheit lauffendes / (es mag vor alters gut gewest seyn oder nicht) zu admittiren / sondern lieber heimlich solches öfters zu probiren / als geschwind und unbedachtsam anzunehmen / pfleget / welches denn nicht das geringste Stück ist der Vorsichtigkeit die bey pupliqu’ affairen anzubringen. Daraus denn nothwendig folget / daß es rathsamer sey / anfangs nur privatim eine oder mehr dergleichen Schulen im gemeinen Wesen anzustellen / oder nur zu conniviren / daß sie von Privat-Personen angestellet werden. Denn wenns wohl abgeht / so ists so viel als obs das publicum selbst angeordnet hätte / und mag man dergleichen Privat Schulen / wie vor diesem auch in Griechen-Land des Aristotelis, Pythagoræ, Platonis, Socratis gewesen / hernach leicht ins publicum transferiren. Sieht man aber mit der Zeit daß nichts dabey zu prosperiren / so kan man solches Specimen, weils an und vor sich unverfänglich ist / nachbleiben lassen wenn man will. Unterdessen habe ich noch den Ton die Sprüche des Vestibuli zu memoriren / welcher bey vorigen Tonen ausgelassen / hier anfügen / und das übrige dem Willkühr eines ieden der die Kinder liebet heimgestellet seyn lassen wollen.
Erhard Weigel: Wie / Nach der Art der alten Weisen / der Grund aller Kunst und Tugenden / mit Freuden einzuflössen. Johann Bielken, Jena 1685, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_bereiteste_Execvtion,_des_Allerleichtesten_Vorschlags_8.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)