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Annalen von Cambrai: imperator filium – – – in regem sublimavit (S. S. XVI, 550).

Otto v. St. Blasien: (Fredericus) Heinricum – – – regem – – – designavit (S. S. XX).

Ueberall erscheint hier der Kaiser als die Hauptperson. Ja, nach den Cambraier Annalen steht hier die Kaiserin auf gleicher Stufe mit den Fürsten: imperator reginae consilio atque archiepiscoporum seu episcoporum ducum ac comitum sive procerum – – – filium – – – sublimavit.

Zugleich wird hier das Wahlergebniss wie ein Reichsschluss berichtet, also wie ein Act, zu dessen Gültigkeit nicht nur der Beschluss der Fürsten, sondern auch die Zustimmung des Königs nöthig ist, ja, wo letztere formell allein in Betracht kommt. Dieselbe Auffassung finden wir auch anderswo:

Reichersberger Chronik: imperator celebravit curiam generalem, ubi ex consensu et collaudatione omnium principum qui aderant filium – – – electum – – – post se regnare firmavit.

Annal. Palid.: imperator curiam habuit Erpesford, ubi filius – – – in regem eligitur (S. S. XVI, 94).

Annal. Pegav.: imperator curiam habuit in Babinberc, ubi Christiano vice eius proloquente Hinricus filius – – – in regem eligitur (S. S. XVI, 260).

In dieser letzten Stelle ist sogar die Mainzische „erste“ Stimme „in der Kur“ zu einem blossen Organ des Kaisers, wie es wohl auf Reichstagen geschah, geworden.

Trug sonach der Wahlact von 1169 das Gepräge einer Reichsversammlung, so ist auch wahrscheinlich, dass Formen, wie sie die Behandlung der Geschäfte auf einem Reichstage erforderte, sich in die Wahlhandlung einschlichen. Auf den königlichen Hoftagen fiel nun aber den Erzbeamten eine hervorragende Rolle zu: so sass 1184 und 1209 der Pfalzgraf zur Rechten des Königs, 1184 leisteten die Erzbeamten bei feierlichen Gelagen die Dienste[1]. Die Kur war aber auch ein feierlicher Act, wo nach erfolgter Verständigung über den zu Wählenden das Hauptgewicht auf die Feierlichkeit der Willenserklärung fiel.

Demnach möchte ich glauben, dass schon damals die Kur unter der herrschenden Anschauung von einem Vorrang der Erzbeamten

  1. Arnold von Lübeck III, 9. VII, 17.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_310.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2023)