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Feldzug des Jahres 1255 auf dem gleichen Kriegsschauplatze mit einer noch schlimmeren Katastrophe geendet, als der des Jahres 1254[1]. Trat dieser Vertrag in’s Leben, so war all’ die rastlose diplomatische und militärische Thätigkeit, waren all’ die Opfer an Geld und Menschenleben von der Curie so viel wie umsonst verbraucht. Hungersnoth und Krankheit[2], nicht zuletzt aber des Markgrafen verstecktes Spiel haben ihn dem Legaten abgerungen[3].

  1. Schon vorher war das Unternehmen des Petrus Rufus gegen Calabrien gescheitert und hatte scheitern müssen, da das zu seiner Unterstützung ursprünglich bestimmte Heer des Erzpriesters von Padua nahe der Grenze Calabriens nach Apulien abberufen worden war.
  2. Vgl. Jamsilla l. c. 576 D.
  3. Die meisten Belegstellen für die Ereignisse des Sommers 1255 sind Jamsilla entnommen, und doch weicht meine Darstellung in einem entscheidenden Momente von der Jamsilla’s ab. Dieser bemüht sich nämlich an mehreren Stellen – so l. c. 574 E, 575 B – glauben zu machen, dass die Verhandlungen mit Manfred nur von der Gemahlin Berthold’s ernst gemeint gewesen seien, der Markgraf selber aber trügerisches Spiel getrieben habe. Muss schon das wiederholte sichtliche Bemühen, den Ernst dieser Verhandlungen zu bestreiten, beim Charakter des Lobredners Manfred’s Bedenken erregen, so setzt sich Jamsilla noch überdies mit sich selbst in Widerspruch. Er verräth nämlich nicht bloss im Laufe der Erzählung, dass sogar Uneingeweihte die Gefangennahme des markgräflichen Neffen nicht ernst genommen, diese vielmehr vom Markgrafen selbst herbeigeführt sein liessen, also an die Aufrichtigkeit der Verhandlungen glaubten (l. c. 575 B), er beginnt selbst seine Schilderung der Katastrophe mit den Worten „Bertholdus enim marchio de Hoenburch, statim quod principem intellexit tantae fuisse audaciae, quod papali exercitu existente apud Fogiam ipse de Terra maritimae Bari transivit Luceriam et exire disponebat in campum, valde in se turbatus est et extunc cogitare coepit, qualiter ad graciam principis recipi posset. Unde autem melius hoc et liberius tractaretur et qualiter ad ipsius gratiam reciperetur, antequam princeps Luceriam esset regressus ad obsidionem Fogiae processurus, assumtis secum octingentis militibus de papali exercitu de voluntate legati Fogiam et ad civitatem Trani processit“ (l. c. 574 C). Wenn er dann in demselben Athem weiterfährt: „Cuius processus causa vel occasio fuit, ut idem marchio Terram maritimae Bari, quae melior et ditior pars Apulie est, ad partem ecclesiae revocaret et terra ipsa ad partem ecclesiae devoluta, congregata de partibus illis multitudine illa et ea, quae Fogiae cum legato remanserat, principem et exercitum eius non tam vinceret quam devoraret“ (l. c. 574 D), so ist uns dieser Satz kein Grund, an der Wahrheit des Verrathes des Markgrafen zu zweifeln, wohl aber, uns zu verwundern über die Plumpheit, mit der Jamsilla seinen Lesern, man könnte fast sagen, sich selbst den
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_265.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2023)