Seite:De DZfG 1895 12 249.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Angelegenheiten sehr reservirte Berichterstatter nur die eine an, Manfred solle seine Tochter dem Neffen des Markgrafen, Ganarro, verloben – gewiss eine Forderung untergeordneten Charakters.

Zu einem förmlichen Abbruch der Verhandlungen ist es vor der Katastrophe des 2. December nicht gekommen; das geht nicht bloss aus Nicolaus de Curbio[1], das geht selbst aus Jamsilla hervor[2]. Ein solcher ist von Manfred und seinen Vertretern absichtlich vermieden worden, um den Gegner bei dem geplanten Anschlage unvorbereitet zu treffen. Nach Jamsilla hätte es sogar den Anschein gehabt, als ob der Markgraf mit den gegnerischen Anerbietungen sich zufrieden gebe; den Abschluss der Verhandlungen indess hätte er von der Zustimmung seines Bruders, des Markgrafen Otto, abhängig gemacht[3]. Hier nun ist einzusetzen, um einerseits zu einer Berichtigung Jamsilla’s, andererseits zu einem Verständnisse der folgenden Katastrophe zu gelangen. Bei der Schilderung der gleich zu besprechenden Flucht des Cardinallegaten verräth uns derselbe Jamsilla, der vorher kein Wort gehabt für eine Abreise des Markgrafen, Berthold sei schon vor der Katastrophe (2. December) im Auftrage des Cardinallegaten an den päpstlichen Hof nach Neapel gegangen[4], und in der That erwirkt derselbe bereits am

  1. l. c. 402.
  2. l. c. 535 D.
  3. „Quamvis enim pactis et conditionibus sibi oblatis (marchio) acquiescere videbatur, tamen dicebat se expectare marchionis Oddonis fratris sui voluntatem et consilium, quod magis dilationem conclusionis afferre videbatur“, Jamsilla l. c. 535 D, E.
  4. „Qui (der Cardinallegat mit seinem fliehenden Heere) cum tanta festinantia ibat, quod marchioni Bertholdo, qui pridie ab ipso fuerat missus ad papam, in via se adiunxit, et deinde ambo simul Neapolim pervenientes invenerunt, quod ipsis diebus, videlicet idibus Decembris, papa defunctus erat“, Jamsilla l. c. 541 A, B. Man darf mit Rodenberg a. a. O. 215 Note 3 mit Recht daran zweifeln, ob eine grosse Truppenmasse mit der Schnelligkeit marschirt sein kann, man muss daran umsomehr zweifeln, als nach Jamsilla selbst (bestätigt durch Nic. de Curbio l. c. 404) der Cardinal erst nach dem Tode des Papstes in Neapel eintrifft, Berthold aber noch am 3. December von Innocenz IV. in Neapel eine Urkunde für seinen Bruder Otto erwirkt (B.-F.-W. 8889, R. 265), man braucht auch das Wort „pridie“ nicht zu urgiren, das aber geht aus Jamsilla hervor – und das haben Schirrmacher und Rodenberg übersehen –, Berthold war am Tage der Katastrophe abwesend. Die päpstliche Urkunde vom 3. December bestätigt das.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_249.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2023)