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Empfang zu nehmen, am 9. April 1254 die Excommunication über Konrad IV[1]. Bereits sammelte der Staufer bei Lavello, östlich von Melfi, ein Heer, um nach Mittelitalien vorzurücken. Eine königliche Urkunde aus dieser Zeit[2] gewährt der Vermuthung Raum, dass Konrad nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der Curie einen Generalvicar für Mittelitalien ernannte und für dieses Amt den Markgrafen Berthold erkor[3]. Eine derartige Massregel würde die Absicht des Königs verrathen haben, gegenüber den sogenannten päpstlichen Recuperationen in Mittelitalien die von seinem Vater in der Conflictszeit eingeschlagene Politik fortzusetzen[4].

Im Lager von Lavello ist Konrad IV. am 21. Mai 1254 gestorben, an einem Fieber, das er sich wahrscheinlich schon vor Neapel zugezogen. Wenn Thomas von Acerra berichtet, dass Manfred und der Markgraf von Hohenburg dem Könige nach dem Leben trachteten, weil dieser gegen sie Verdacht geschöpft[5], so bedarf eine solche Nachricht bei unserer Kenntniss des Verhältnisses Berthold’s und Manfred’s sowohl zu einander wie zu Konrad keiner Widerlegung mehr, wohl aber gestattet sie einen Rückschluss auf den politischen Einblick des Verfassers. Jene zeitgenössischen Nachrichten aber, welche dem Fürsten Manfred allein ein derartiges Attentat zuschreiben, müssen zwar ebenfalls ernsten Bedenken begegnen, aber es liegt ihnen immerhin die richtige Erkenntniss zu Grunde, dass auf Manfred und seine Verwandten der Tod Konrad’s IV. wie die Erlösung von

  1. Vgl. Rodenberg a. a. O. 148 ff.
  2. B.-F. 4631, R. 255. Dass diese Urkunde sich nicht auf die Uebertragung des Generalvicariates in Sicilien bezieht, hat gegen Schirrmacher a. a. O. 593 schon Ficker hervorgehoben.
  3. R. vermuthlich Verderbniss aus B(ertoldus), wie ja auch das erwähnte königliche Schreiben an die Wormser (B.-F. 4566) in der uns überkommenen Ueberlieferung den Markgrafen Berthold als „R. marchionem de Honburc“ bezeichnet.
  4. Für so zweifelhaft, wie Tenckhoff, Der Kampf der Hohenstaufen um die Mark Ancona u. d. Herzogthum Spoleto S. 68 es hinstellt, kann ich die Erneuerung der Ansprüche auf Mittelitalien durch Konrad IV. nicht halten.
  5. Böhmer, Fontes IV, 651: „Manfredus vero et marchio Brandenburgensis (= Hohenburgensis), cum essent suspecti Corrado, eum cogitabant occidere.“ Vgl. darüber und zu den sonstigen Nachrichten von Vergiftungsversuchen Winkelmann, Forsch. IX, 453, Schirrmacher a. a. O. 423.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_228.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2023)