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geltend zu machen, da befindet sich die Curie in der heikelsten Lage; der Papst befürchtet von Seiten Friedrich’s II. dieselbe politische Combination, die unter dem Vater, Heinrich VI., die Selbständigkeit der Curie vernichtet hatte. Da das Königthum Friedrich’s II. in Sicilien nicht mehr zu beseitigen ist, muss sie mit allen Mitteln es verhindern, dass Friedrich unmittelbarer Herr von Oberitalien werde. Aber kaum ist Friedrich II. mit Hinterlassung des in Deutschland erzogenen Konrad IV. gestorben, da legt die Curie, legt Innocenz IV. – im Bunde mit den Gegnern der Deutschen Herrschaft im Königreiche, den Guelfen – Hand auf Sicilien, dessen Erwerbung durch die Staufer den Hauptgrund aller Verwicklungen gebildet hatte; der Kampf zwischen Imperium und Sacerdotium wird zu einem Kampfe um Sicilien. Zu diesen Gegnern ersteht der legitimen Deutschen Nachkommenschaft Friedrich’s II. gleichzeitig ein neuer Feind im eigenen Hause, der illegitime Italienische Sprössling Friedrich’s II., Manfred, streckt die Hand nach der Königskrone aus.

In diesem letzten grossen Ringen zwischen Kaiser und Papst, zwischen Deutschen und Italienern um den Besitz der Apenninenhalbinsel steht Jahre lang in den vordersten Reihen ein Baierischer Markgraf, Berthold von Vohburg-Hohenburg. Vom Stande eines nur ganz mässig begüterten, nicht mehr fürstlichen Magnaten in kaiserlichen Diensten seit frühester Jugend sich emporarbeitend, erwarb er sich ausgedehnten Landbesitz und hohe Aemter, zählte zu den einflussreichsten Vertrauensmännern zweier Könige, schwang sich zum Führer der Deutschen im Königreiche Sicilien empor und hielt hier eine Zeit lang das Schicksal der Deutschen Herrschaft und des legitimen Staufischen Kaiserhauses in seiner Hand. Wenige Deutsche Namen hatten in der kampfbewegten Stauferzeit auf Italischem Boden einen so gewaltigen Klang wie derjenige Berthold’s von Vohburg-Hohenburg. Nannte man ihn in jenen Tagen, so stieg wohl eine Erinnerung auf an jene Deutschen Capitäne, die in der Zeit Heinrich’s VI. und in den Jugendjahren Friedrich’s II. ganz Italien mit ihren Namen erfüllten, an einen Markward von Anweiler oder Dipold von Schweinspeunt. Trotzdem hat Berthold eine Aufnahme in die „Allgemeine Deutsche Biographie“ nicht gefunden, und der einzige biographische Versuch, der ihm zu Theil geworden, besteht in einer losen, ausserordentlich dürftigen und völlig unkritischen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.5.2023)