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aber das ist einmal so, und man muss damit rechnen. Das einzige, was jetzt zu thun bleibt, ist Oesterreich zu drängen, da zu einem vernünftigen Frieden keine Möglichkeit mehr ist, sich gegen Frankreich deutlich, klar und schnell zu entscheiden und die Truppen in Böhmen zu concentriren.“

Eine zweite, für Humboldt sehr dringende Sorge war das Verhältniss zu den Süddeutschen Staaten, mit denen zu verhandeln Russland dem Wiener Hof überlassen hatte[1]. Dass sie neutral blieben, hielt er für unmöglich und rieth dringend, mit Oesterreich sich darüber zu verständigen, da alle diese Fragen eng mit einander verbunden seien. Ueber die Verderblichkeit der Neutralität der Rheinbundstaaten sprach er sich auch Metternich gegenüber[2] mit voller Deutlichkeit aus, und Hardenberg schrieb zustimmend an den Rand des Berichtes: jamais. Hätte sich Oesterreich schon erklärt, meint Humboldt, so wäre die Sache weniger gefährlich, besonders wenn die Neutralität hindere, dass jene ihre Contingente, wie gefordert, mit der Französischen Armee verbinden. Aber diese Union der Süddeutschen Staaten mit Oesterreich, über die dieses fortwährend unterhandle, würde eine so imposante Masse bilden, dass das Wort Neutralität, selbst nur augenblickliche, etwas Beunruhigendes habe. Uebrigens scheint ihm diese ganze Verhandlung unnöthig, da Baiern und Württemberg sich doch nicht ohne Oesterreich erklären würden, und für Sachsen wäre die Neutralität nur nützlich im Falle eines Rückzugs der alliirten Heere, denn so lange sie im Lande seien, werden sie schon von selbst verhindern, dass man dort etwas für den Feind thue. Humboldt suchte[3] vergeblich Metternich zu schärferem Auftreten gegen den König von Sachsen zu bewegen; er verlangte, man solle ihn verhindern, die Oesterreichischen Staaten zu verlassen, aber der König sei abgereist. „Durch diesen Schritt“, sagt Humboldt, „verliert er auch den letzten Anspruch auf Milde seitens der Alliirten; ihre Sache wird siegreich aus diesem blutigen Kampfe hervorgehen, wenn sie mit Festigkeit und Ausdauer, wie es unfehlbar geschehen wird, durchgeführt wird, und dieser Fürst wird allzuspät bereuen, gegen

  1. Siehe oben S. 135.
  2. Bericht vom 7. April, dazu Häusser 4, 378 Anm.
  3. Bericht vom 11. u. 12. Mai 1813.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_141.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)