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Damit beginnt die zweite Epoche seiner Wiener Thätigkeit unter viel günstigsten Auspicien als die erste.

Es scheint, dass das Eingreifen[1] des Königs, der mit Humboldt zweifellos sehr zufrieden war und ihm auf seinen Antrag eine Gratification von 2000 Thalern verlieh[2], auch das Verhältniss zu Hardenberg umgewandelt hat. Zwischen beiden erwächst jetzt ein Vertrauen, das bis über die Zeit des Wiener Congresses unerschüttert blieb und erst in der späteren Zeit durch Fragen der inneren Politik vernichtet wurde. Zwischen beiden Staatsmännern entspann sich seit October 1812 ein höchst vertraulicher Briefwechsel, über den Humboldt sich sehr erfreut äussert, und als Anfang des nächsten Jahres Knesebeck nach Wien kam und Humboldt mit ihm zusammen zu wirken hatte und in alle Absichten des Cabinets eingeweiht war, da schrieb er im Rückblick auf die Vergangenheit an Hardenberg[3]: „Ich leugne nicht, dass ich mich während dieser letzten Monate in lebhafter Unruhe befand, aus der mich die Erlaubniss, meine Berichte direct an Sie zu richten, vollständig gezogen hat. In der Art wie ich hier gestellt war, da ich von den wahren Intentionen des Königs und Ew. Excellenz nichts kannte, die Eröffnungen des Grafen Metternich weniger als officielle Eröffnungen wie als freundschaftliche Mittheilungen empfing, desshalb allzu spät und oft unregelmässig, und oft nicht wagte, in den Berichten an die Regierung davon Gebrauch zu machen, konnte ich in keiner Art für den Dienst des Königs wirken und war selbst als einfacher Beobachter meiner Berichte nicht sicher, die nur verstanden werden konnten, wenn man beständig diese besondere Lage im Auge hatte und sie unter diesem Gesichtspunkt betrachtete. Diese Lage war mir äusserst peinlich“. Er drückt dann seine tiefe Dankbarkeit für den König aus und meint, erst jetzt, wo Metternich autorisirt sei, ihm alles mitzutheilen, was für das Preussische Cabinet bestimmt sei, und wo er sich

  1. Am 16. September kehrte der König nach Berlin zurück, am 5. hatte Hardenberg noch hinter Humboldt’s Rücken einen Briefwechsel mit Metternich begonnen (Oncken I, 8), Ende des Monats aber begann er den vertraulichen Briefwechsel mit Humboldt, s. auch das folgende.
  2. An Hardenberg 5. October 1812.
  3. An Hardenberg 13. Januar 1813.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_115.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)