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hatte[1], war er nicht eingeweiht, aber nachdem wir seine Aeusserungen über die Fehler der Russischen Politik und die Unzuverlässigkeit der Oesterreichischen kennen, ist erklärlich, dass die Parteinahme für Frankreich ihm auch als die einzige Rettung erscheint, denn dass bei Ausbruch eines Französisch-Russischen Krieges für Preussen die Neutralität unmöglich war, darüber war wohl kein Wort zu verlieren. Desshalb ist es doch sehr zweifelhaft, ob damals die Anschauung des Hannoveraners Hardenberg[2], Humboldt sei nicht allein gegen die Allianz, sondern er glaube auch, dass Preussen sich allein genügen würde, seine Unabhängigkeit zu vertheidigen, noch richtig war, obwohl so viel daran wahr ist, dass Humboldt antifranzösisch gesinnt war.

Am 14. März schloss auch Schwarzenberg in Paris die Allianz ab, von der Humboldt sofort für seinen Hof vertrauliche Mittheilung erhielt. Jetzt aber sagte Hardenberg wiederholt zu Jacobi[3]: „Humboldt hat doch Recht gehabt“, worüber dieser nicht wenig piquirt war, und die Welfischen Agenten versicherten dagegen, Humboldt habe Unrecht gehabt, wenn er in der Zeit (als Jacobi in Wien war) so kategorisch versichert habe, Oesterreich würde sich mit Frankreich alliiren. Die Frage sei wenigstens problematisch, was geschehen wäre, wenn die Allianz Preussens nicht vorhergegangen wäre und Russland mehr Unbeugsamkeit gezeigt hätte.

Humboldt aber bat[4], da die Ungewissheit der Oesterreichischen Stellung gehoben sei, um einen Urlaub, der ihm auch bewilligt wurde. Er reiste Anfang Juni aus Wien ab, ging auf seine Güter nach Thüringen, stellte sich auf seiner Rückreise im August dem Könige in Teplitz vor, wo dieser seit dem 16. weilte, und traf am 20. August wieder in Wien ein[5].

  1. Humboldt an Stein 3. Januar 1812: „Von uns und unserem Zustand habe ich nur dunkle und unvollständige Nachrichten. Ew. Excellenz wissen, dass man bei uns nicht die Gewohnheit hat über Dinge zu unterrichten, die nicht gerade den Ort angehen, an welchem man sich aufhält, was, im ganzen genommen, auch zweckmässig ist.“
  2. Ompteda 2, 208.
  3. Ompteda 2, 270.
  4. Bericht vom 8. April 1812.
  5. Schlesier 2, 226, Haym 292 haben ganz falsche Angaben. Der König weilte vom 16. August bis 16. September dort. Klöden, Friedrich Wilhelm III, 184.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_114.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2023)