Seite:De DZfG 1895 12 064.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

ihrer aufrührerischen Unterthanen, wenn sie ihn brachen, die Rache des Lehnsherrn zu befürchten hatten“ (Tiele a. a. O. S. 431). Wenn man will, kann man II. Paralip. 25, 27 in diesem Sinne verwerthen; die Aufstellung irgend eines Scheusals zu Jerusalem, auf den Befehl des Jerobeam, kann den Aufstand veranlasst haben. Uebrigens steht in der Septuaginta ein seltsamer Zusatz, Nachdem erzählt worden ist, dass das Volk den Asarja zum König gemacht habe, heisst es weiter (Regn. IV, 14, 21): καὶ κατῴκησεν ἐν τῇ Ἰούδᾳ. Man würde erwarten müssen καὶ ἐβασίλευσεν.

Allein ich wiederhole, dass diese zweite Erklärung, bei der der Bericht des Amos ebenfalls sehr gut bestehen könnte, mir weniger wahrscheinlich zu sein scheint, als die erste. Einen ordentlichen logischen und pragmatischen Zusammenhang darf man übrigens an unserer Stelle der Königsbücher noch weniger erwarten, als sonst; sind die historischen Thatsachen einmal entstellt, so muss man auf alles gefasst sein.

Wenn wir somit die Einwendungen, welche auf Grund der biblischen Bücher gegen die Annahme eines zeitweisen Aufhörens des Jüdischen Staats erhoben werden könnten, widerlegt haben, so wird es nicht unangebracht sein, darauf hinzuweisen, dass eine andere biblische Angabe, welche bisher zu den grössten Schwierigkeiten geführt hat, bei jener Annahme keinen Anstoss mehr erregen kann: das ist die Ueberlieferung über die Zeit des Propheten Hosea. Ich muss es Andern überlassen, zu untersuchen, ob das ganze Buch des Hosea nicht vielleicht bei unserer Hypothese an Verständlichkeit gewinnt.

Es wird nunmehr zweckmässig sein, eine vergleichende chronologische Tabelle der Könige von Israel und Juda nach chronographischen Grundsätzen aufzustellen (siehe S. 65).


Diese Tabelle führt also für die Losreissung der zehn Stämme auf das Jahr 931 a. Chr. Das stimmt wieder vortrefflich zu der Tyrischen Königsliste des Menander, denn deren Reduction ergab für die Regierung des Hiram die Jahre 969–936. Dass der mächtige Verbündete Salomo’s todt war, wird die Erhebung der Ephraimiten gegen die Tyrannei des Hauses David erleichtert haben.

Es bleibt nun noch übrig, zu untersuchen, wie sich unsere

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_064.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2023)