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Aus der Interpolation der Israelitischen Königsliste ist dann später eine Interpolation der Jüdischen erwachsen.

Wenn nämlich Jemand die Interpolation in den Jahren des Jerobeam II. bereits vorfand, also die Angabe, dieser habe 41 Jahre regiert, so ergab sich, wenn Asarja, wie II, 14, 7 überliefert ist, im 15. Jahre Jerobeam’s zur Regierung gekommen, dass Asarja und Jerobeam 26 oder 27 Jahre gleichzeitig regiert haben mussten. Da nun aber in Wirklichkeit Asarja erst im Todesjahr Jerobeam’s factischer König geworden ist, so musste nach diesem System Asarja 26–27 Jahre länger regiert haben, als er in Wirklichkeit regiert hat. Wollen wir also auf eine historische Zahl kommen, so müssen wir die überlieferten 52 Jahre des Asarja um 26–27 reduciren; er wird also 25–26 Jahre regiert haben.

Wir haben bei dieser Auseinandersetzung annehmen müssen, dass die Zahlen, wie sie heute für die Regierungszeit Jerobeam’s II. und Asarja’s vorliegen, nicht einem und demselben Interpolator, sondern zwei verschiedenen ihren Ursprung verdanken. Diese Erscheinung kann nichts Auffälliges haben. Dass die Königsbücher durch die Hände mehrerer Bearbeiter gegangen sind, ehe sie die heutige Gestalt erhielten, kann nicht bestritten werden und nach den Erfahrungen, welche man an anderen Königslisten gemacht hat, darf es nichts weniger als unerwartet sein, wenn eine Interpolation oder Verwirrung, welche der eine Bearbeiter angerichtet hat, zu einer neuen Interpolation bei seinem Nachfolger führt. Auch das ist keineswegs beispiellos, sondern fast als normal zu bezeichnen, dass neben den Interpolationen auch diejenigen Angaben stehen bleiben, welche die Interpolation verrathen, indem sie mit den interpolirten Zahlen im Widerspruch stehen. Beispiele für beides bieten u. A. die Griechischen Königslisten in Menge.

    über Jerobeam II., wonach dessen Regierung durch eine Fremdherrschaft von mehreren (12) Jahren unterbrochen worden wäre. Allein die Aussicht auf eine Wiederholung dieser Ereignisse konnte für König Ahas zwar für den Augenblick einigermassen tröstlich sein, liess aber um so Schlimmeres für die Zukunft befürchten. Denn schliesslich half ja damals Jahwe Israel durch Jerobeam, den Sohn des Jehoas, und Israel stand wieder mächtiger da, als jemals zuvor. Es war also zu befürchten, dass es in wenigen Jahren auch wieder ein gefährlicher Gegner für Juda sein würde. Auf eine historische Interpretation von II. Könige 14, 26 f. einzugehen, muss ich mir für jetzt versagen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_058.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2023)