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Ueberlegenheit, welche die verbündeten Waffen in Folge der Ereignisse des letzten Feldzuges besitzen, kann gar nicht zu hoch angeschlagen werden. Kühnlich darf ich hinzufügen, dass die unerschütterliche Besonnenheit, welche Fürst Schwarzenberg bisher entfaltet hat, uns gegen jede Möglichkeit eines grossen Unfalles schützt und uns zu Hoffnungen auf Erfolg berechtigt, die man unter anderen Umständen schlechterdings nicht hegen dürfte.“

Fünf Tage später, am 30. December, gab Aberdeen noch weitere Beiträge zur Geschichte der Entstehung und Entwicklung des Feldzugsplanes, insbesondere mit Bezug auf den Kronprinzen von Schweden. Unmittelbar nach den Schlachten bei Leipzig habe man gehofft, der Kronprinz von Schweden würde seine Hauptmacht gegen die Grenze von Holland richten, während die Armeen Schwarzenberg’s und Blücher’s den geschlagenen Feind verfolgten. Als statt dessen der Kronprinz sich nordwärts nach der Niederelbe schlug, hätte Fürst Schwarzenberg vorgehabt, mit der Hauptarmee nach dem Niederrhein vorzubrechen, das aber habe Kaiser Alexander nicht gewollt und so sei davon abgestanden worden. Alsdann ward ein Marsch nach dem Oberrhein vorgeschlagen und angenommen, aber Kaiser Alexander bestand darauf, dass dabei das Gebiet der Schweiz nicht berührt würde[1]. Fürst Schwarzenberg und die Oesterreichischen Autoritäten waren der Meinung, dass in Anbetracht des Zustandes der Rheinfestungen und der militärischen Interessen überhaupt jede Operation dieser Art durchaus auf die Besetzung der Schweiz und die Juralinie gegründet werden müsse: sonst fehle es dem linken Flügel an jeder Deckung und jeder kriegerischen Unternehmung an der nöthigen Basis. Die bloss scheinbare Neutralität der Schweiz und der einmüthige Wille des Volkes gab der Massregel auch noch politische Wichtigkeit. Als das beste Mittel, der Macht Bonaparte’s den Stoss ins Herz zu geben, ward der Marsch nach der Schweiz unternommen und bei seiner Ausführung keine Zeit verloren. Bevor in Frankfurt die Nachricht eintraf, dass in Holland eine Revolution ausgebrochen sei, welche die gänzliche Befreiung dieses Landes vom Französischen Joch aussprach,

  1. Dieser Vorbehalt wurde erst gemacht, als die Schweiz sich „neutral“ erklärte; s. S. 217. 237. 247.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_253.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)