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unterlassen wurde und zweitens alle Marschbefehle, die an die Truppen einmal ertheilt waren, in Geltung blieben, bezw. der Aufmarsch der Hauptarmee am Oberrhein längs der Französischen und Schweizerischen Grenze Thatsache war und blieb.

Dass nur dies der Inhalt jenes „Uebereinkommens“ gewesen sein kann, zeigt der Hergang der Thatsachen, wie wir ihn theils schon kennen, theils genauer kennen lernen werden, zeigen auch die Eingangsworte in dem eben mitgetheilten Plan Radetzky’s, wo die Frage, ob gegen die Neutralität der Schweiz offenbar Gewalt zu brauchen sei, als eine noch nicht entschiedene bezeichnet wird, zeigt endlich ein sehr bezeichnendes Schreiben Metternich’s an Schwarzenberg, mit dem wir uns jetzt beschäftigen müssen.

Der Brief ist im Jahr 1887 veröffentlicht worden[1] und lautet folgendermassen: „Ich empfange so eben einen Bericht von Lebzeltern der mir beweist, dass alles gut geht, d. h., dass die grosse Mehrheit für uns ist. Wenn es Zusammenstösse gibt, so werden sie nicht gefährlich sein, wenn nur die Armee die vollständigste und strengste Manneszucht hält.

Ich habe wüthende Zänkereien mit Kaiser Alexander. Mehr als jemals ist er gegen jede Operation in der Schweiz. Das Uebrige sagt Ihnen Latour. Wir sind da und marschiren: – das ist das beste.

Aus dem Bericht Lebzeltern’s sehe ich, dass die Truppen des Neutralitätsgürtels zum grössten Theil nach Hause zurückgekehrt sind. Ich bitte Sie, Watteville [Wattenwyl] nichts als Artigkeiten sagen zu lassen. Lassen Sie ihn fühlen, dass die hohen verbündeten Mächte äusserst zufrieden sind mit seinem vortrefflichen Benehmen; dass man ihm viel Dank schulde: dass er der zweite Wilhelm Tell werden kann, dass er zu diesem Zweck nur alles gehen lassen und uns seine Absichten mittheilen solle. Schmeicheln Sie ihm damit und bestimmen ihn, die Schweizer Truppen zu entlassen. Weiter verlangen Sie nichts von ihm.

Hier ist ein Brief, den ich Sie bitte, an Herrn v. Talleyrand[2] zu übermitteln. Er ist im Einverständniss mit Kaiser Alexander

  1. Metternich-Klinkowström, Oesterreichs Theilnahme an den Befreiungskriegen. Wien 1887. S. 775–76.
  2. Französischer Gesandter in Zürich.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_243.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)