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Auch ist nicht zu leugnen, dass wenn einmal der Augenblick versäumt war, in welchem man gewissermassen mit der Französischen Armee zugleich über den Rhein kommen konnte, keine Operationslinie besser war, als aus der Schweiz und dem Elsass, und zwar aus zwei verschiedenen Gründen. Der erste, dass, wenn man den Rhein hinter sich hat, zwischen Metz und Belfort, also in einer Entfernung von 24 Meilen, keine Festung liegt, und wenn man von Metz nach Paris und von Belfort nach Orleans an die Loire Linien zieht, innerhalb dieses Raumes keine Festungen liegen. Von Metz nach Lille dagegen, in einer Entfernung von 33 Meilen, liegt der berühmte dreifache Gürtel von 22 Festungen, welche alle Chausseen mehrfach sperren. In der Anlage der Französischen Festungen liegt es daher, dass Paris am leichtesten aus der Schweiz und dem Elsass zu erobern ist. Von den drei Objecten, welche die einzig möglichen für die Verbündeten sein konnten: Eroberung der Festungen, Eroberung der Hauptstadt Paris, Vernichtung der feindlichen Armee, fiel das erste, die Eroberung der Festungen, als unmöglich gänzlich weg. Es blieben daher nur die zwei letzten Objecte, und welches von beiden oder ob alle beide zugleich verfolgt werden mussten, liess sich vom rechten Ufer des Rheins durchaus nicht übersehen. Daher entstand der zweite Grund, um die Operation vom Oberrhein gegen Paris allen anderen vorzuziehen. Wenn nämlich die Höhen von Langres erreicht waren, so standen die Verbündeten gerade in derselben Entfernung von Paris als von Lyon. Hier musste sich zeigen, ob Napoleon seine Hauptkräfte bei Paris oder bei Lyon versammelt hatte, und erst hier, aber auch hier mit Sicherheit konnte der Beschluss gefasst werden, ob der Marsch auf Paris oder auf Lyon gehen müsse.“

Den Marsch nach Langres denkt man sich gewöhnlich als ein Manöver jener Kriegskunst, welche nur nach ‚strategischen Punkten‘, ‚Abschnitten‘, ‚beherrschenden Höhen‘ und nicht nach der Aufstellung der feindlichen Hauptmacht fragt, deren Vernichtung beabsichtigt sein muss. Hier umgekehrt erscheint er als das beste Mittel, um sichere Antwort zu erhalten auf die erste aller Fragen, nämlich wo steht der Feind, bei Paris oder bei Lyon? Und diese Frage war eine sehr ernste, denn Napoleon war noch immer Napoleon und seine Streitkräfte noch immer

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_225.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)