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solle, im Sinne der Oesterreicher nur eine Frage zweiten Ranges. Im Sinne Gneisenau’s freilich war sie das nicht.

In seinem Brief an Clausewitz vom 16. November fährt er fort: „So ward der Plan dem Kaiser Alexander vorgelegt und angenommen. Des andern Tages kam Herr von Knesebeck und sagte, er habe sich eines besseren besonnen. Von der Schweiz aus müsse die grösste Hauptmacht vordringen (250 000 Mann); die Schlesische Armee müsse dicht an ihr bleiben und ihr die Flanke und Rücken, als Observationsarmee am Oberrhein decken; die Eroberung von Holland müsse dem Kronprinzen von Schweden übertragen werden und wenn er auch nicht kommen wolle, so müsse man auf die Eroberung von Holland kein Gewicht legen, denn dieses Land müsse in Paris erobert werden; dahin müsse man seinen Marsch richten; die Armee aus Italien müsse ebenfalls nach dem südlichen Frankreich kommen und dort müsse man sich mit Lord Wellington die Hand bieten.“

Aus diesen Worten geht zunächst hervor, dass die allgemeine Annahme, der Kriegsrath vom 7. November sei „ergebnisslos“, d. h. ohne Einigung, verlaufen, falsch ist. Gneisenau bezeugt, dass der von ihm gemachte Plan, den wir kennen, dem Kaiser Alexander „vorgelegt und angenommen“, d. h. dass der Marsch aus der Schweiz in die Freigrafschaft im Sinne Gneisenau’s beschlossen worden ist und das war, wie Jedermann sieht, ein sehr wichtiger und folgenreicher Beschluss.

Es ergibt sich ferner, dass am 8. November durch Eingreifen des Generals Knesebeck eine Wiederaufnahme der Berathung veranlasst worden ist, von welcher früher gar nichts bekannt war.

Ueber Knesebeck’s Antheil an diesen ersten Berathungen war bisher nur bekannt, was ein Brief von ihm an Gneisenau vom 22. Januar 1814 errathen liess. Aus diesem Brief hat Droysen in seinem Leben York’s III, S. 197/98 Mittheilung gemacht. Danach hat Knesebeck ursprünglich vorgeschlagen: „man müsse Napoleon bei Mainz festhalten, Bülow Holland erobern lassen, sich scheinbar auf Winterquartiere einrichten, um dann unerwartet vorzubrechen“, d. h. man müsse zunächst jeden Rheinübergang unterlassen und mit der Hauptmacht stehen bleiben, während Bülow Holland eroberte. Jetzt am 8. November hatte sich Knesebeck eines „bessern besonnen“; er hatte sich

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)