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und über die Politik der Valois erhalten wir in Folge dessen reichen Aufschluss durch die ausgezeichnete Ausgabe der Briefe des Coluccio Salutati, die man Novati verdankt[1]. Diese ausserordentlich sorgfältige Ausgabe lässt die Theilausgabe, die im 18. Jahrhundert erschien, vergessen und endgültig unbrauchbar werden.

Dann liegen zwei Aufsätze über die Wirren im Anfang der Regierungszeit Karl’s VI. vor. Zunächst eine Untersuchung von Portal über den Aufstand der Tuchins in der Languedoc 1382–84[2]. Es war dies eine einfache Landstreichererhebung, durch die unglücklichen Zeitverhältnisse und die Erpressungen der Verwaltungsbeamten hervorgerufen, nicht einmal ein Bauernaufstand. – Seinerseits gibt Moranvillé[3] einige neue Einzelheiten über das Ende eines berühmten, von Froissart oft genannten Bandenführers, dessen Thaten der Chronist bisweilen bewundert, des Mérigot Marchès. Gefangen genommen und dem König ausgeliefert, wurde er in Paris im Juli 1391 hingerichtet. – Endlich wollen wir daran erinnern, dass der Historiker mit Nutzen die Dichtungen von Eustache Deschamps verwerthen kann, deren vollständige Herausgabe die Société des anciens textes français unternommen hat; der 7. Band, von G. Raynaud vorbereitet, ist 1892 erschienen[4].

9. Fünfzehntes Jahrhundert. Delisle macht Mittheilung von einer neuen Handschrift der berühmten sogen. Bürgerchronik von Paris, die für die Geschichte der Wirren im Anfang des 15. Jahrhunderts so wichtig ist[5]; die Handschrift liefert übrigens nur unbedeutende Varianten zu dem früher von Tuetey veröffentlichten Texte. – Wichtiger ist die Veröffentlichung eines in Versen geschriebenen Pamphlets vom Jahre 1406, die Moranvillé[6] besorgt hat. Die von Feindschaft gegen die damaligen Landesherren sehr erfüllte Schrift gewährt uns einen Einblick in die Anfänge der reformatorischen Bewegung, die auf die Erhebung des Jahres 1413 hinauslaufen und dank den Volksleidenschaften so traurig misslingen sollte. Die Erläuterung von Moranvillé steigert in jeder Hinsicht das Interesse für diese sehr wichtige Quelle. – Wir nennen noch den 1. Band der Werke Robert Blondel’s, den Héron für die Société de l’Hist. de Normandie herausgegeben hat[7]. Es wird dies die abschliessende

  1. Vgl. Bibliogr. ’93, 380.
  2. Annales du Midi 1892 Oct.
  3. BECh 53, 77–87. Vgl. DZG VIII E 151.
  4. Oeuvres complètes d’Eustache Deschamps, publ. par G. Raynaud. VII. Paris, Firmin-Didot. 388 p. 12 fr.
  5. BECh 53, 684–5.
  6. Mém. de la soc. de l’hist. de Paris. XVII.
  7. Vgl. DZG VIII E 165.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_150.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)