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neuen Hauptstadt, so z. B. die Basiliken ad ss. Perpetuam et Felicitatem, ad s. Celerinam, ad Scillitanos martyres, ad s. Cyprianum u. s. w. ihren rechtmässigen Eigenthümern entriss und sammt dem dazu gehörenden Kirchenvermögen dem Arianischen Episcopate überwies, so waren dies weniger direct katholikenfeindliche Acte, denn Massregeln, welche die Fundirung der neuen Arianischen Staatskirche bezweckten. Wenn Geiserich ferner viele Karthagische Senatoren nach Italien einschiffen liess, andere zurückbleibende Vertreter des reichen Adels an den Bettelstab brachte, so handelt es sich auch da weniger um eigentliche Religionsverfolgung, als um per fas et nefas bewirkte Füllung des Staatssäckels. Alles in Allem genommen übertreibt Prosper Tiro (Epit. chron. ed. Mommsen, S. 477, „Theodosio XVII. et Festo“ [conss.]), wenn er meint, Geiserich hätte zumal gegen den Adel und die Geistlichkeit gewüthet, so dass man nicht recht wisse, ob er Gott (d. h. die katholische Religion) oder die Menschen mehr befehdet hätte.

Die Eroberung Karthagos und ihre nächsten Folgen für die katholische Einwohnerschaft sind durch eine ganze Reihe von Quellenbelegen bezeugt[1]. Seitdem erscheint Geiserich auf lange Jahre hinaus, wie mit beiden Kaiserreichen, so auch und in Consequenz hiervon mit seinen katholischen Unterthanen unheilbar zerfallen.

Das Verhältniss zu West- und Ostrom wurde immer schroffer, da der kühne Herrscher seit 440 fast ununterbrochen bis zu Ende seiner Regierung alljährlich in der guten Jahreszeit in die See stechend, seine berüchtigten Raubzüge unternahm, deren Gegenstand abwechselnd die Provinzen beider Kaiserreiche, die Küsten von Spanien, Sicilien, Campanien, Calabrien, Apulien, Lucanien, Dalmatien, Epirus, Griechenland u. s. w. waren[2]. Schon früher, 437 und 438, hatten einzelne Vandalische Schaaren aus eigener

  1. Prosp. Tironis epit. chron., ed. Mommsen S. 477, Theodosio XVII. et Festo conss. (= 439 p. Chr.); Appendix ad Prosperi Tironis Chron. ex Ms. Aug., post consulatum Theodosii XVII. et Festi. – Canisius, ed. – Jac. Basnag. Thes. I, p. 311, Vict. Vit. I c. 3–5, ed. Ruinart-Hurter; I, 8–15, ed. Halm, ed. Petschenig, Vita s. Fulgentii Rusp. c. I 32 f.
  2. Vgl. Prosp. Tiron. (epit. chron. ed. Mommsen p. 478 – – – Valentiniano Aug. V et Anatolio conss. = 440 p. Chr.) mit Vict. Vit. (I c. 17 ed. Ruinart-Hurter, I c. 51, ed. Halm, ed. Petschenig) und Procop. I c. 5.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_033.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)