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beschränkt blieben. Diese letztere Annahme, die schon Papencordt (p. 277) vertritt, findet darin ihre Bestätigung, dass die radicalste und allgemeinste katholikenfeindliche Massregel Geiserich’s, das Verbot der Bischofswahlen, sich auf die Zeugitana beschränkt hat (s. Victor Vit. I, c. 9, bezw. I, c. 29). Thrasamund’s katholikenfeindliche Acte wiederum galten fast nur dem Episcopat.

Uebrigens fanden selbst unter Geiserich und Hunerich, wie schon angedeutet wurde, keineswegs ununterbrochene Verfolgungen statt. Die Behandlung der orthodoxen Bevölkerung war vielmehr je nach der wechselnden Machtstellung der einzelnen Könige und auch, vielfach wenigstens, nach Massgabe der Beziehungen zu Byzanz eine verschiedene. War das Verhältniss zu Neu-Rom ein entschieden feindseliges, so wurden die Katholiken schonungslos verfolgt; umgekehrt wurden sie gelinder behandelt, wenn die Könige, sei es im Bewusstsein ihrer noch nicht genug daheim befestigten Macht, sei es aus anderen Gründen, es für angemessen hielten, mit dem Oströmischen Kaiserhofe vorübergehend friedliche Beziehungen zu unterhalten; alsdann fand denn auch das Ersuchen der Imperatoren um rücksichtsvollere Behandlung ihrer Afrikanischen Glaubensgenossen geneigtes Gehör[1].

In Betreff der Tragweite der Vandalischen Befehdung der Orthodoxie ist zu bemerken, dass es unter Geiserich und Hunerich – nur diese Könige haben die katholische Kirche blutig verfolgt – zwar zu sehr vielen Bekenntnissen, aber nur zu verhältnissmässig sehr wenigen Martyrien gekommen ist. Natürlich war das Motiv dieser relativen Schonung nicht etwa einiger Sinn für Humanität, sondern man folgte nur Opportunitätsrücksichten. Die Arianer missgönnten den katholischen Romanen die Auszeichnung des Martyriums und fürchteten zudem als Folge förmlicher

  1. Richtig Pötzsch a. a. O. p. XXXIII und XL: „– – – Die Verfolgungen der beiden Vandalenfürsten waren doppelter Natur: Die unter Geisarix entstanden mehr aus politischen Gründen, diejenigen unter Hunarix waren zumeist aus religiösem Hasse und schnöder Habsucht hervorgegangen: jener verfolgte und schonte, je nachdem er im Kriege oder Frieden mit dem Byzantinischen Hofe lebte; dieser schonte nur so lange, als er seine Herrschaft noch nicht für befestigt genug hielt und ihm der Oströmische Kaiser gefährlich schien. Als er sich aber auf seinem Throne sicher fühlte, führte er die Kirchenverfolgung in ausgedehntestem Masse durch.“
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_025.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)