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Mitte Mai in Nordhausen Stadtarchivar Paul Osswald, Vorsitzender des Nordhäuser Geschichtsvereins. Einige Arbeiten von ihm sind in unserer Bibliogr. aufgeführt: ’90, 2296 b. ’91, 4096 c. ’92, 1526 e.

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Am 22. Mai in Danzig, 72 J. alt, der Direktor des Realgymn. zu St. Johann daselbst Dr. E. Panten. Ein Gutachten von ihm über den Unterr. in der Gesch. auf den höheren Lehranstalten etc. erwähnten wir Bibliogr, ’91, 2014.

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Am 5. Juni in Augsburg, 69 J. alt, der Musikhistoriker Dr. H. M. Schletterer. Seine Forschungen bezogen sich besds. auf die G. der kirchlichen Dichtung und geistl. Musik, deren Entwicklung er in einer „übersichtl. Darstellung“ (1866) und dann in einer grösseren „Geschichte“ behandelte, von der nur 1 Bd. bis Anf. 11. Jh. erschienen ist (1869). Ausserdem sind noch zu nennen ein Buch über d. Dt. Singspiel (1863), eine Biogr. Joh. Fr. Reichardts (1865), eine Schrift über Entstehung d. Oper (1873), Studien zur G. d. Französ. Musik (1884). Die ADB verliert in ihm einen eifrigen Mitarbeiter.

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Am 10. Juni in München, 48 J. alt, Prof. Dr. Rudolf Schöll, der an der dortigen Univ. seit 1885 als Bursian’s Nachfolger zugleich class. Philologie und alte Geschichte vertrat. Seine Studien gehörten meist dem Grenzgebiet beider Wissenschaften an; viele behandelten Fragen der Staatsalterthümer oder, besser gesagt, der Rechts- und Verfassungsentwicklung, und zwar sowohl aus der Römischen wie aus der Griechischen Geschichte. Seine ersten Arbeiten galten den Zwölftafelgesetzen (1865 u. 1866), später beschäftigte er sich vielfach mit dem Griechischen, besonders Athenischen Rechts- und Verfassungsleben, zu dessen besten Kennern er anerkanntermassen gehörte. (Verschiedene Abhandlungen s. in den SB d. Münch. Ak.). Von den rein philolog. Arbeiten sehen wir ab; nur seines Antheils an der Ausgabe des Corpus juris (Novellae 80–134) sei noch gedacht. Von der feingebildeten wissenschaftlichen Persönlichkeit Schöll’s gibt weiteren Kreisen vielleicht am leichtesten ein Bild sein schöner Festvortrag über die Anfänge der polit. Literatur bei den Griechen (München 1890).

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Am 16. Mai in Berlin, 51 J. alt, Geh.-R. Prof. Dr. Konr. Schottmüller, bis 1888 Lehrer an der Cadettenanstalt Gr.-Lichterfelde, dann 2 ½ Jahre lang Secretär des neu errichteten Preussischen Historischen Instituts in Rom, dessen Gründung man z. Th. seiner Anregung verdankt; endlich seit dem Herbst 1890 zuerst Hilfsarbeiter, dann vortragender Rath im Cultusministerium. In Göttingen hatte er an den Waitz’schen Uebungen theilgenommen und 1868 mit einer Abhandlung über die Entstehung des Stammesherzogthums Baiern promovirt. Nach einigen kleineren Schriften war dann seine am meisten hervortretende literar. Leistung eine G. des Untergangs des Templerordens, ein Werk, das auf umfangreichen Quellenstudien ruhte und erhebliche Verdienste um die Klärung der Schuldfrage hat. Bei der Kritik hat es getheilte Aufnahme gefunden. Von den Einen ist es ausserordentlich gelobt, von den Andern ziemlich scharf mitgenommen. Die Gabe der Phantasie, gepaart mit regem Unternehmungsgeist, war jedenfalls in Sch. stärker entwickelt als die Neigung zu nüchterner Kritik. Das schädigte seine Thätigkeit auf der einen Seite, gereichte ihr aber auch

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_367.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2023)