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also eigentlich politische Tendenz den M.’schen Thesen ganz fern läge, so könnte gleichwohl, ohne dass irgend ein Widerspruch bestände, „systematische Erziehung zu einer bestimmten Gesinnung Grund- und Eckstein“ dieser Thesen sein.

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2. Wenn Herr Dir. Martens diese eben citirten Worte eine „jedenfalls starke Aeusserung“ nennt, so scheint er behaupten zu wollen, dass sie unzutreffend seien? Mir schienen und scheinen sie nur eine besonders prägnante Charakteristik, mit der ich recht im Sinn des Herrn Referenten den Kern seiner Anschauung hervorgehoben zu haben glaube. Bestreitet er das, so verbinden wir entweder mit demselben Worte verschiedene Begriffe, oder seine Anschauungen haben sich in der That verändert; denn dass die systematische Erziehung zu einer bestimmten Gesinnung, zu der vom Staatsbewusstsein erfüllten Gesinnung, der rothe Faden in den ganzen M.’schen Thesen und in seinen mündlichen Ausführungen war, das scheint mir nicht nöthig nachzuweisen; ich beziehe mich einfach auf den Wortlaut der Thesen and auf alle Berichte.

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3. Wenn ich nun ausserdem aber zugebe, dass die politische Tendenz „mit den beiden mitgetheilten Thesen ihrem Wortlaut nach nicht nothwendig gegeben“ sei und dann trotzdem der Meinung bin, dass man sich bei Bekämpfung der M.’schen Thesen thatsächlich mit Recht gegen eine politische Tendenz gewehrt habe, so ist auch das kein Widerspruch, ich trage damit nichts Fremdes in die M.’schen Thesen hinein und imputire ihm nicht etwas, sondern ich berufe mich 1. auf seine eigene öfter genannte Schrift, 2. auf seine mündliche Erläuterung der Thesen und 3. auf eine seiner eigenen späteren Thesen, alles Zeugnisse, die doch nach den strengsten Regeln der Kritik zur Interpretation des in diesem Punkte weniger deutlichen Wortlauts der beiden ersten Thesen verwendet werden dürfen.

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4. Herr Prof. Stieve meint, sein Antrag sei von den Thesen der beiden Correferenten dadurch unterschieden, dass er dem G.-Unterr. die Aufgabe zuweise, für das öffentliche Leben durch Uebermittlung gewisser Kenntnisse vorzubereiten und anzuregen. Diese Aufgabe haben aber auch die beiden Correferenten dem G.-Unterr. nicht im mindesten bestritten! Im Gegentheil, dieser Gesichtspunkt ist, wenn auch nicht in ihren ersten zwei Thesen, doch in späteren deutlich genug zum Ausdruck gekommen (in den Thesen 4 b und 5 Prof. Dove’s und in den Thesen 8 b und 9 Prof. Kaufmann’s; vgl. dazu unseren Bericht unter Nr. 25). Und auch die beiden ersten Thesen der Correferenten bestreiten nicht, dass der G.-Unterr. für das öffentliche Leben vorbereitet, sie bejahen es vielmehr, indem sie nur die Setzung besonderer Ziele ablehnen; der Grundgedanke ihrer Thesen ist: wenn der G.-Unterr. in richtiger Weise auf historische Bildung hinarbeitet, dient er auch als Vorbereitung für das öffentliche, besonders politische Leben; denn – das ist dabei ja die Voraussetzung, ohne welche die Behauptung unsinnig wäre – da der Gegenstand des G.-Unterr. das öffentliche, besonders politische Leben der Vergangenheit ist, so übermittelt er Kenntnisse, Interesse und andere Bildungselemente, welche sich für das öffentliche Leben der Gegenwart nutzbar erweisen werden. Da die These

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_325.jpg&oldid=- (Version vom 24.3.2023)