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des Königs von Preussen; das andere beschäftigt sich mit den Ministern eben dieser Fürsten und noch einiger anderer Höfe.

Das Gruppenbild des Kurfürstencollegiums hat Friedrich II. dem Französischen Gesandten, Richard Talbot Earl of Tyrconnell, dem Irischen Emigranten, in einem Gespräch entworfen, über das dieser dem Minister des Auswärtigen am 29. September 1750 seinen Bericht erstattet hat. Die Farben sind stark aufgetragen, wie in den aus der „Histoire de mon temps“ bekannten Portraits. Den Hintergrund bildet die Angelegenheit, die damals das politische Interesse der Höfe von Berlin und Versailles vorzugsweise in Anspruch nahm, der von London aus betriebene Plan, dem jungen Erzherzog Joseph die Römische Königswürde zu verschaffen[1].

Das zweite Stück, „Portrait des principaux ministres des cours du Nord et d’Allemagne“[2], ist am 23. November 1755 dem Herzog von Nivernais zugestellt worden, als er im Begriff stand, sich als bevollmächtigter Minister in ausserordentlicher Mission an den Preussischen Hof zu begeben. Den kurzen, wesentlich mit Rücksicht auf das Verhältniss der einzelnen Männer zu dem Französischen Föderativsystem gegebenen Charakteristiken dürften überall die Personalschilderungen zu Grunde liegen, welche die Französischen Gesandten von den Stätten ihrer diplomatischen Wirksamkeit einzusenden gehalten waren[3]. Mit Bestimmtheit lässt sich dies nachweisen für den Abschnitt „Prusse“, wo die Angaben aus einem „Tableau de la cour de Berlin“[4] übernommen sind, welches Tyrconnell am 27. December 1751 dem Minister Puyzieulx überreicht hat.

R. Koser.     


1. Bericht des Französischen Gesandten Graf Tyrconnell an den Staatssecretär der Auswärtigen Angelegenheiten Marquis de Puyzieulx. 1750 September 29. Berlin.

     Paris, Dépôt des affaires étrangères, Prusse.

– – – Le roi de Prusse, m’a parlé de la composition actuelle du collège des Électeurs et m’a dit ensuite: „Que voulez-vous qu’on fasse quand on a affaire à des gens comme cela?

  1. Vgl. die von A. Dove angeregte Bonner Dissertation (1887) von Hermann Gehlsdorf, Die Frage der Wahl des Erzherzogs Joseph zum Römischen Könige hauptsächlich von 1750–1752.
  2. Das „Portrait“ ist schon benutzt bei L. v. Ranke, Sämmtliche Werke XXX, 84, ohne dass dort diese Quelle bezeichnet ist.
  3. Vgl. Armand Baschet, Histoire du dépôt des affaires étrangères, Paris 1875 p. 307.
  4. Nach einer von dem Original im Pariser Archiv unwesentlich abweichenden Abschrift gedruckt im Journal de l’Institut Historique Tome V, Paris 1836. Vgl. Forschungen zur Brandenb. u. Preuss. Gesch. VI, 162–164.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)