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Theil des bereits Gewonnenen ging wieder verloren. Ein neuer Feldzug war somit nöthig geworden. Der allgemeine Tag zu Nürnberg im Frühling des Jahres 1491 sollte ihm die Streitkräfte für diesen gewähren. Anfänglich jedoch, in den Monaten April und Mai, war all sein Bemühen vergeblich. Die Fürsten erschienen überaus säumig und spät; auch, als sie endlich vollzählig waren, gingen die Verhandlungen in Folge des zwischen Baiern und dem Schwäbischen Bunde herrschenden Krieges und der geheimen Einwirkungen Kasimir’s und seines Sohnes kaum von der Stelle[1]. Wie sehr auch der alte Kaiser angesichts dieser Schwierigkeiten zum Frieden drängte, so wies Maximilian dennoch alle dahin gehenden Anträge und Weisungen seines Vaters zurück, um so mehr, als er nach dem Ausgang des letzten Feldzuges schwerlich auf einen günstigen Friedensschluss rechnen durfte. Ihm lag vielmehr alles daran, noch einmal das Glück der Waffen zu erproben. Und wirklich gelang es ihm im Laufe des Juni, den Sinn der Fürsten zu wenden und die Zusage einer stattlichen Hilfe – wie er sie selbst bezeichnet – von ihnen zu erwirken[2].

Noch schien der Kampf nicht verloren, zumal in dem Falle, wenn der Russische Grossfürst seinen Vertragspflichten nachkam und rechtzeitig in den Kampf eingriff. Am 2. Juni sandte Maximilian daher Georg von Thurn mit dem Auftrag nach Moskau ab, den Bündnissfall anzuzeigen und auf Grund der Allianz gegen Kasimir und dessen Söhne Unterstützung zu fordern. Ohne Rücksicht auf eigene Verluste werde Maximilian ihm diesen Dienst vergelten, sobald Ivan sich zur Rückeroberung des Grossfürstenthums Kiev – ob im Augenblick oder später – erhebe. Zugleich sollte Thurn von der im März des Jahres vollzogenen Vermählung Maximilian’s mit der Tochter des verstorbenen Herzogs von der Bretagne Mittheilung machen und ihn durch den Vorwand entschuldigen, dass er vom Kaiser und den Fürsten des Reiches zu diesem Schritte gedrängt sei[3].

Aber noch viel weiter als auf ein Bündniss mit Moskau gingen in den Frühlingsmonaten des Jahres 1491 Maximilian’s

  1. Janssen, Frankfurts Reichskorrespondenz II, 548–551.
  2. Ebenda II, 551 Nr. 691.
  3. Denkmäler I, 71–73.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)