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Fall zur Anerkennung des Bündnisses und zur Zusage einer Diversion im Rücken des Königs von Polen zu bewegen.

Ein dahin gehendes Versprechen von Ivan zu erwirken, war gewissermassen der Hauptgegenstand der Verhandlungen Thurn’s. „Ist deine Majestät gewillt“ – so heisst es in der Note –, „für den Fall, dass der König von Böhmen mit Hilfe seines Vaters oder aus sich selbst dem Römischen König bei der Erwerbung Ungarns entgegentritt, gegen den König von Polen den Kampf zu eröffnen? Und würde deine Majestät auch dann, wenn einer der andern Söhne des Königs von Polen offen mit Hilfe seines Vaters oder für sich allein, unter dem Vorwand, von den Ungarn gerufen zu sein, dem Römischen König die Erwerbung streitig zu machen sucht, oder aber wenn er mit einem eigenen Heere auf gut Glück sich erhebt – würde deine Majestät auch in diesem Falle den Krieg gegen den Polnischen König so lange zu führen bereit sein, bis jene Störung nach deinem guten Ermessen abgestellt und zugleich dem Römischen König Genugthuung verschafft ist“[1]?

Der ganze Endzweck der Anknüpfung mit Moskau liegt gleichsam in diesen Worten umschrieben; zugleich lassen sie uns errathen, welche Hoffnungen Maximilian auf die Allianz mit Ivan Vasiljevič setzte.

Sogar auf den westlichen Kriegsschauplatz suchte er die Allianzverpflichtung des Grossfürsten auszudehnen. Denn ohne Frage zielte seine Anfrage bei Ivan: wie viel Truppen er ihm für die Irrungen in den Niederlanden und für den Kampf gegen den König von Frankreich zu überlassen geneigt sei[2], darauf hinaus.

Wenn Ivan sich auch auf diesen Antrag nicht einliess oder vielmehr eine offene Ablehnung desselben durch die unbestimmte und dehnbare Clausel gegenseitiger Unterstützung in allen den Fällen, da es für beide Theile im Bereiche der Möglichkeit und Durchführbarkeit läge, umging, so stellte er doch der Ausdehnung der Allianz gegen die Söhne Kasimir’s keine Schwierigkeiten entgegen. Die Verhandlungen Thurn’s nahmen einen glücklichen Fortgang. Bereits am 16. August kam das Bündniss zu Stande. In allgemeinen Ausdrücken verpflichteten sich die beiden Herrscher zunächst, in brüderlicher Liebe, Eintracht

  1. Denkmäler I, 29.
  2. Ebenda I, 29.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_270.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)