Seite:De DZfG 1893 09 265.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Jahres 1486 in Moskau befunden hatte[1]. Ein kühner, unternehmender Ritter, war Popplau, nachdem er, wahrscheinlich zu diplomatischen Zwecken[2], von Wien aus in weiter Fahrt während der Jahre 1483–1485 die fürstlichen Höfe des Westens, den von Burgund, von England, Portugal, Spanien und Frankreich besucht hatte, nach einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Kaiser gegen Ende Juli 1485 in Ulm, im Herbste des folgenden Jahres zu einer neuen grossen Reise an den Hof des Grossfürsten von Moskau aufgebrochen. Nach seiner eigenen Aussage wäre dieselbe ohne allen politischen Anflug gewesen, und nur aus Neugier und dem inneren Drange, fremde Länder zu sehen, erfolgt. Den Geleitsbrief des Kaisers, den er damals bei sich getragen, habe er sich allein aus dem Grunde ausstellen lassen, um nicht als Spion und Verräther zu gelten[3]. Nach seiner Rückkehr will er sodann dem Kaiser auf der Nürnberger Reichsversammlung im Frühling des Jahres 1487 aus freien Stücken nach der Art eines freiwilligen Diplomaten über die politischen Verhältnisse des Russischen Reiches Bericht erstattet und dadurch den Gedanken einer Verbindung mit dem Grossfürsten Ivan Vasiljevič in ihm angeregt haben[4].

Ob und wie weit diese Auslassungen Popplau’s Glauben verdienen, oder ob nicht bereits seine erste Reise nach Moskau

  1. Denkmäler I, 5. Schon mehrfach sind die Anfänge der Oesterreichisch-Russischen Beziehungen Gegenstand der Behandlung gewesen. So bei Karamsin, Geschichte des Russischen Reiches (Russ. Ausgabe VII, 209 ff. u. Deutsche Ausgabe VI, 165). Strahl hat sie in einem Aufsatz über „Russlands älteste Gesandtschaften“ im Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde VI, 523 ff. behandelt; ferner Fiedler in seinen Aufsatz über „Nikolaus Poppel, ersten Gesandten Oesterreichs in Russland“ (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, philos.-histor. Klasse XXII, 187 ff.); Solowjew in seiner „Geschichte Russlands“. (Russ. V. 2. Ausg. 1882. S. 164 ff.). Pfotenhauer in seinem Artikel „Nikolaus Popplau“ in der Allgemeinen Deutschen Biographie XXVI, 428 ff. Doch fehlt es noch immer an einer eingehenden und erschöpfenden Darstellung dieser Beziehungen.
  2. So sehr auch in dem auf Grund einer späteren Ueberarbeitung eigener Aufzeichnungen Popplau’s auf uns gekommenen Bericht über seine grosse westliche Reise (in Streit’s Schlesischer Monatsschrift. 1792. Bd. I, 94–131) das politische Moment zurücktritt, so ist es doch an gewissen Stellen kaum zu verkennen.
  3. Denkmäler I, 5.
  4. Ebenda I, 3.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_265.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)