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König sagte: „Man sieht, er ist ganz kaiserlich geworden; vielleicht glaubt er, ich sei verloren“[1]. Sein eigener Gesandter predigte ihm den Rückzug: „Da für Euer Excellenz mehr darauf ankommt, die Freundschaft und Gunst der Krone Frankreich zu behalten, als Ihren Willen in Sachen des Hofhalts der Herzogin durchzusetzen, so dürfte es nothwendig sein, vieles zu übersehen und nur dafür zu sorgen, dass die Herzogin zufrieden ist“ [2]. Cardinal Trivulzio, den der Herzog um seine guten Dienste angegangen, sagte dem Gesandten offen und ausführlich seine Meinung: „Der Vater hat ihm seine Gemahlin nicht gegeben, um ihm zu einer schönen Frau zu verhelfen, sondern um ihn in Verwandtschaft mit der Krone Frankreich zu bringen; wenn er das gehörig überlegt, so wird er alles thun, um sie in Zufriedenheit zu erhalten: eine Nacht kann dazu genügen; die Verdriesslichkeiten, von denen die Rede ist, legt man hier dem Herzog zur Last, nicht ihr; wenn zu dieser Zeit ihre letzte Stunde kommen sollte, so würde man hier durch nichts in der Welt sich ausreden lassen, dass der Herzog sie zum Tode gebracht habe. Was aber die Diener der Herzogin betrifft, so sollte der Herzog sich um solche Dinge nicht kümmern, sonst möchte man am Ende der Meinung beipflichten, es sei alles am Müssiggang gelegen“[3].

Dem Herzog blieb nichts übrig, als sich zu unterwerfen. Nachdem er von Rom die Erlaubniss erlangt hatte, die beiden Gefangenen an Frankreich auszuliefern, schickte er am 6. August sie nach Venedig und stellte sie dem Französischen Gesandten zur Verfügung[4].




Wir haben für die Anwesenheit Calvin’s in Ferrara kein bestimmtes Datum, aber es ist keine Frage, dass sie in den April 1536, etwa die letzten Tage des März und die ersten

  1. Feruffini an den Herzog. Jul. 19. Fontana, Ren. p. 361.
  2. Ebendort. Le ragione sue non sono et serano accettate, se ella non fa che di la venghi odore in qua, che la signora duchessa sii da lei honorata accarezata et ben tractata etc.
  3. Feruffini an den Herzog. Jul. 22. Fontana, Ren. p. 368.
  4. Der Herzog an Rodi in Rom. Jul. 14, 18. Fontana, Ren. p. 384. – Rodi an den Herzog. Roma Jul. 30. Fontana p. 388. – Der Gesandte in Venedig, Tebaldi, an den herzoglichen Secretär Prospero. Aug. 8. Fontana p. 392.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_215.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)