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er die Politik Ferrara’s wieder in’s Geleise; der Französische Gesandte entfernte sich; der Besuch Renatens in Frankreich, trotz dem dringenden Verlangen des Königs, wurde abgelehnt[1]. Aber, obwohl die Soubise am 20. März 1536 wirklich abreiste, so blieben die Verhältnisse am Hofe so unerquicklich wie früher. Renata gab ihrer Trauer über den Verlust der Freundin den möglichst verletzenden Ausdruck, indem sie sich in ihre Gemächer zurückzog und ihren Umgang auf die vertrauteste Umgebung beschränkte[2]. Ihr zur Seite aber blieb Frau de Pons.

Wir bemerken, dass bis jetzt, wo wir an den Zeitpunkt gelangt sind, in welchen der Besuch Calvin’s fällt, in all’ den verdriesslichen Händeln die religiöse Frage nicht berührt worden ist. Auch Marot, so sehr ihn selbst diese Frage beschäftigt, weist doch, wo er den Herzog anklagt und die Leiden der „Lilie unter Dornen“ besingt, ausschliesslich auf ihre Freigebigkeit und auf ihre Liebe zu Frankreich hin. Er variirt das Thema:

O la douceur des douceurs feminines!
O coeur sans fiel, o race d’excellence!
O dur mari, rempli de violence,
Qui s’endurcit par les choses benignes!

Gerade jetzt aber, unerwartet und plötzlich, erhebt sich die Inquisition gegen die Ketzerei. Seit dem Frühjahr 1535 hatten Verfolgte aus Frankreich ein Asyl in Ferrara gesucht und gefunden.

    dispiacere havea forsi fatto quello officio chel re li scrivea, pensando di non offendere S. Mta quando non lhavesse fatto, ma S. E. mi rispose: ella non doveria pensare se non di fare quello che e de beneficio mio e di servitio del stato mio, e non havere piu ne maggiore rispetto ad altri cha me. – – concludendo che essendo lo imperatore vittorioso in Italia come e, che non vuole rovinare. – – – soggionse, questi non sono modi che la mia consorte habbia da me quello che desidera, et Dio voglia che quelli che li monstrano volerle bene per suo proprio particulare, non sian causa di farla venire in continua afflittione.

  1. König Franz an den Herzog 1536. Fontana p. 231. Der Herzog an Feruffini 1536 Feb. 11. Fontana p. 232.
  2. Marco Pio di Carpi an Cardinal Gonzaga 1536 Apr. 5. Bonnet, Une mission d’Antoine de Pons à la cour de France. Bulletin de la Société de l’hist. du prot. franç., tome 26, 1877, p. 4. Depuis que madame de Soubise est partie, madame la duchesse n’a plus parue en public ni n’a mis les pieds dehors, excepté dans un petit cabinet, où elle est servie par ses demoiselles d’honneur, et où personne n’est admis à la voir.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_210.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)