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für die Serie der „Twelve English Statesmen“ geliefert hat[1], zeigt recht deutlich, dass es immer sein Gutes hat, wenn das Leben eines Staatsmannes von einem Manne geschrieben wird, der selber in der praktischen Politik an hoher Stelle sich bethätigt hat. Roseberry wird seinem Helden so vollkommen gerecht, weil er sich in seine Lage zu versetzen weiss und die Schwierigkeiten, welche Pitt zu überwinden hatte, richtiger würdigt als ein anderer Biograph. Er verwirft die sonst geläufige Anschauung, dass Pitt’s Verwaltung bis 1793 rühmenswerth, die spätere voller Missgriffe gewesen sei. Nur die Umstände seien verändert gewesen. Pitt bewährte sich vorzüglich in Friedenszeiten, wie sein Vater Chatham als kriegführender Minister am grössten war. Roseberry schildert, wie Pitt sich gegen den Krieg mit Frankreich sträubte – dazu treffliche Bemerkungen, wie jeder Krieg, den ein Englischer Minister führt, für seine Stellung nur nachtheilig sein kann. So lange wie möglich suchte er Englands Stellung zur Revolution unter dem Gesichtspunkte zu betrachten, dass Frankreich seine inneren Angelegenheiten nach eigenem Belieben gestalten möge: endlich wird ihm der Krieg aufgedrängt; er muss seine Reformen aufgeben. Das Bild Pitt’s tritt scharf heraus, aber auch Fox, Addington und andere Persönlichkeiten sind prächtig gezeichnet. Die Darstellung wird ausserordentlich belebt und anziehend durch die oft eingeschalteten Betrachtungen des Verfassers über öffentliche Zustände von damals und heute; aus den feinen Bemerkungen über parlamentarische Beredsamkeit und wie anders Pitt’s Aufgabe gestellt wäre, wenn er in unserer Zeit lebte, spricht ebenso sehr der Politiker, wie der Historiker. Alles dieses wirkt doppelt anziehend bei einem Buche, dessen Autor bei dem Englischen Publicum ebenso viel Interesse erregt wie sein Gegenstand. Kein Wunder, dass vom November 1891 bis zum Februar 1892 drei Auflagen erscheinen mussten.

Zwei Bücher W. C. Russell’s beschäftigen sich mit Nelson[2] und Admiral Collingwood[3].

A. H. Craufurd hat das Leben seines Grossvaters, General Craufurd, geschrieben[4], welcher als Führer der „Leichten Division“ in den Kämpfen Wellington’s in Spanien berühmt geworden ist. Die Darstellung beruht im wesentlichen auf der officiellen und privaten

  1. Pitt; by Lord Roseberry. Macmillan 1892. 2 sh. 6 d. Vgl. R. B. Brett, Lord Roseberry and M. Pitt. 19. Century 1892, Jan.
  2. W. C. Russell, Nelsons Words and Deeds. A selection from his despatches and correspondence. Sampson Low. 1891.
  3. W. C. Russell, The life of Admiral Lord Collingwood. Methuen 1891.
  4. General Craufurd and his Light Division; by the Rev. Alex. H. Craufurd. Griffith Farran.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_146.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)