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in welchem ein heidnisches, sehr schönes Mädchen war, Helena mit Namen. Wir blieben da für eine Nacht und Constantius lag bei ihr: den anderen Morgen gab er ihr στιχάριον πορφυρόβαφον ἔμπλουμον. Von dort setzten wir den Marsch fort und gelangten nach Rom, den errungenen Sieg zu verkünden.

Der Senat und das Römische Volk wollten Constantius zum Lohn für seine Dienste zum Kaiser krönen. Constantius hatte eine Ehefrau. Von dieser hatte er einen geistesschwachen Sohn und war betrübt, nicht andere Söhne zu haben. Er rief den Senat zusammen und sagte: Sucht einen schönen und geistig begabten Knaben und führt ihn mir zu; ich will ihn als Sohn adoptiren und zu meinem Nachfolger ernennen.

Die Senatoren sagten beim Ausgang aus der Sitzung: Es ist unmöglich, dass sich solch ein Knabe in Rom finde. Sie sagten das, weil Einer neidisch war auf den Andern, oder auch, weil jeder fürchtete, nicht seinen Sohn, sondern den eines anderen gewählt zu sehen. Ein Senator, Namens Crispus, sagte: Suchen wir also, damit keine Zwietracht entsteht, den Knaben nicht in Rom, sondern schicken wir in den Orient einige προτίκτορες, welche von dorther einen Knaben holen mögen, der vom Kaiser adoptirt werden kann. Diese zogen dieselbe Strasse, welche wir einmal gezogen waren bei der Heimkehr aus dem Sarmatischen Kriege, kehrten ebenfalls in dem Gasthaus ein, wo Helena war, banden ihre Pferde hausen an, traten ein und setzten sich zu Tisch.

Constantin indessen, der Sohn der Helena, ein Bursche von zehn Jahren, sprang auf eines der Pferde. Einer von den προτίκτορες ging hinaus, um einmal nach den Pferden zu sehen, erblickt den Knaben, der auf einem der Rosse sitzt, gibt ihm eine Ohrfeige und spricht: He, Bursche, sei nicht frech! Der Knabe geht in’s Haus und beklagt sich bei der Mutter; diese wendet sich an den, der den Knaben geschlagen hat, und spricht: Du sollst ihn nicht schlagen! er ist ein Sohn des Kaisers. Da riefen die Anderen alle: O Mädchen, sprichst du im Ernste oder im Scherze? Bei den Göttern, er ist des Kaisers Sohn. Wie das? Als Constantius tribunus militaris war und aus dem Sarmatischen Kriege heimkehrte, lag er bei mir. Ich blieb hier und gebar diesen Sohn. Wenn ihr den Beweis haben wollt, dass ich die Wahrheit rede, so will ich euch zeigen, was er mir zum Lohn geschenkt hat; und sie zeigte ihnen das Purpurgewand. Die

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_015.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)