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in sechs Capitel. In den beiden ersten behandelt der Verfasser die Entstehung und Geschichte der Bilder und ihrer Verehrung bis zum Beginne des Streites, dann die Entstehung und den äusseren Verlauf desselben, ohne für den Kenner Neues zu bieten (auf Einzelheiten, an denen ich auszusetzen hätte, einzugehen, mangelt der Platz). Wichtiger sind die anderen vier Capitel. Im dritten wird die Partei und das System der Bilderfeinde, im vierten die Theologie der Bilderfreunde behandelt, im fünften die Bilderverehrung als die Eigenart der Griechischen Kirche nachzuweisen versucht, im sechsten die kirchenpolitische Seite des Streites erörtert (etwas zu kurz und aphoristisch). Diese Capitel (auch das dritte und vierte) wollen nicht nur von dem Theologen, sondern auch vom Profanhistoriker beachtet sein; denn die Byzantinische politische Geschichte ist ohne eine tiefere Kenntniss der kirchlichen nicht zu verstehen, was leider noch viel zu wenig beachtet wird. Das Resultat der Arbeit Schwarzlose’s sei mit seinen eigenen Worten kurz zusammengefasst: Der Bilderstreit ist das Schlussglied der vorhergehenden dogmatischen Kämpfe, welche sich um das Incarnationsdogma als Mittelpunkt scharen. Ein dogmatisches und tiefernstes religiöses Interesse, welches sich aus der eigenthümlichen morgenländischen Auffassung und Ausgestaltung des Christenthums heraus erklärt, liegt neben kirchenpolitischen Zielen dem Streite zu Grunde. Das Bild ist dem Griechen ein Erforderniss, welches sich aus der Menschwerdung Christi ergibt und dieselbe besiegelt, es ist ihm die beste Befriedigung des ihm eigenthümlichen Bedürfnisses, seiner Erlösung und seines Heils im Anschauen gewiss zu werden. Der Grieche stritt also um die tiefste Wurzel seines Glaubens, es galt ihm in diesem Kampfe sein Höchstes, seine Eigenart und seine Heilsgewissheit zu wahren. – Die stärkere Seite des Buches ist die theologische; der künftige Historiker des Bilderstreites wird aus ihr gerade das Meiste lernen können, das Uebrige bedarf noch eines tieferen Eindringens, als es der Verfasser selbst wohl beabsichtigt hatte.

Mit einem grösseren, zusammenfassenden Werke über eine längere Epoche des Byzantinischen Reiches hat uns wieder einmal England beschenkt. Gibbon’s und Finlay’s Werke sind in gewissem Sinne bis zum heutigen Tage noch unübertroffen. Im Geist und Sinn der beiden, oft mit Anlehnung an sie, dann auch wieder sie mehr oder minder glücklich corrigirend, schrieb Prof. Bury in Dublin: A history of the later Roman empire from Arcadius to Irene[1]. Wie

  1. Vgl. Bibliogr. ’90, 768 u. 2721. Auf kleinere Unrichtigkeiten kann ich mich hier nicht einlassen, doch möchte ich wenigstens eine erwähnen, um ihr hoffentlich ein für allemal den Garaus zu machen. Nach Marcellinus
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_329.jpg&oldid=- (Version vom 6.3.2023)