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Gemüthsstimmung hatte es der Prinz leicht, im Marschall das Gefühl, sein Hof handle unklug und ungeschickt, überschäumen zu machen.

Mit grosser Würde legt Eugen das Unrecht König Ludwig’s dar, wirft einen wehmüthigen Blick auf den entschwindenden Ruhm, einen grossen Frieden geschlossen zu haben, droht dann mit seiner sofortigen Abreise. Aus persönlicher Rücksicht für Villars verspricht er aber eine neuerliche Antwort von Paris abzuwarten. Man konnte jenen nicht geschickter behandeln. Seine Briefe nach Paris aus jenen Tagen spiegeln so recht seine ganze Gereiztheit, Enttäuschung, seine Sorgen und Wünsche wieder. Die Folge ist, dass König Ludwig XIV. seine Baierischen Prätensionen fallen lässt; als Weihnachtsgeschenk erhält Max Emanuel die Zusicherung, in alle seine Länder und Würden eingesetzt zu werden; zur Entschädigung seiner sonstigen Wünsche erhält er vom Könige eine reiche Geldspende[1]. Das Schreiben Ludwig’s an Villars gibt der Vermuthung Raum, dass man in Marly damit den Frieden für gesichert hielt. Der Marschall hatte besonders in seinen letzten Briefen so entschieden nur von der Baierischen Angelegenheit gesprochen, dass man mit Recht annehmen konnte, die übrigen Differenzpunkte seien bereits beigelegt. Es waren die Amnestie und die Privilegien der Catalanen, die Ausstattung der Princesse, das Verhältniss zwischen Kaiser und Spanien, die Stellung der Italienischen Fürsten und ein paar andere Ansprüche untergeordneter Natur. Villars hatte in der That diese Dinge als höchst nebensächlich angesehen, die mit ein paar Worten beizulegen seien, und Prinz Eugen nichts gethan, um ihm diese Meinung zu rauben.

Jetzt plötzlich, vom 20. December ab, treten sie aber in den Vordergrund; Ludwig, der in anderem nachgegeben hatte, will gerade darin seine Entschädigung finden und Prinz Eugen, durch den ersten Erfolg ermuthigt, denkt nicht daran, seine geschickte Politik aufzugeben. Eine neue Schwierigkeit war noch überdies aufgetaucht: der Kurfürst von der Pfalz, besonders nach Frieden begierig, hatte keine besondere Freude an dem links des Rheins gelegenen Amte Germersheim; er bot dies jetzt an als Aequivalent für Freiburg[2]. Er meinte sich offenbar dafür schadlos

  1. Courcy II, 161 ff.
  2. Courcy II, 167 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_294.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)