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zugestehen müssen[1]; nur sollten diese Bedingungen erst ganz am Ende erörtert werden, da man ja, ohne das Reich zu befragen, nicht das Recht habe, über Landau zu verfügen, wenigstens „nicht ohne die äusserste Gefahr“. Die Conferenz meinte: „wann die Sachen im Reich künfftig nicht besser alss bisshero sich anlassen, sondern in yetzigen verwirrtem Stand verbleiben sollten, absonderlich, wann dessen mächtigere Stände nur für ihre privatnuzen nicht aber für das allgemeine Reichs-Heyl künfftig mehrers alss de praeterito sorgen wollten“, dass dann wohl für das Reich nichts Besseres zu erreichen sein dürfte. Die Conferenz beschloss aber gleichzeitig, für das nächste Jahr mit thunlicher Macht Kriegsvorbereitungen zu treffen[2].

Recht verschieden waren nun die Antworten, welche die beiden Friedensvermittler von ihren Höfen erhielten. Auf das höchste überrascht und betroffen war Villars. Die Briefe des Königs und Torcy’s contrastirten gar zu sehr mit seiner Ansicht von dem bisherigen Gange der Verhandlungen und stimmten – so höflich sie auch ausfielen – nicht zu der Ueberzeugung, die Villars von seiner Vortrefflichkeit auch als Diplomat besass.

Die Worte des Königs gaben aber zugleich die Richtschnur für den Rest der Verhandlungen. Er schrieb: „Ich wünsche den Frieden, aber kein Grund treibt mich, ihn schnell zu schliessen. Wenn die Conferenzen in Rastatt sich hinziehen, so werden Sie sicherlich den Prinzen Eugen dazu bringen, die hauptsächlichsten Bedingungen, die ich wünsche, anzunehmen“[3]. Es war das ein Irrthum von Seiten Ludwig’s XIV. Ein Irrthum, in den aber Villars nicht verfiel; denn indem er sich über die neue Ordre recht ärgerlich gegen Torcy äusserte, legte er ihr zugleich grosse Bedeutung zu und meinte, es werde keinen anderen Frieden geben, als den von ihm vorgeschlagenen; oder aber gar keinen[4]. Besonders verhasst war es ihm, dass die eingetretene Verschärfung der Friedensbedingungen sich um den Kurfürsten von Baiern drehte, dem er recht von Herzen feind war. Kaum je hat es daher einen Bevollmächtigten gegeben, der unlustiger und widerstrebender die ihm gewordenen Befehle ausführte. Bei derartiger

  1. Prinz Eugen befürwortet diese Nachgiebigkeit mit Nachdruck. Arneth II, 322–3.
  2. Conf.-Prot. 13. u. 16. Dec. W. S. A.
  3. Courcy II, 148.
  4. Courcy II, 151.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_293.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)