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wurde, musste Küchmeister klar werden; aber auch die Gegenwart gestaltete sich bei seiner Politik nicht günstiger. Wie konnten Handel und Wandel blühen, wenn man Jahr ein, Jahr aus den Krieg nicht beseitigt, sondern nur hinausgeschoben sah. Und nicht genug mit der ewigen Unsicherheit, was die kommenden Monate bringen würden, es verschlangen auch die Uebergänge von einem Waffenstillstand zum andern so grosse Summen, dass ein Krieg, der ja doch nicht zu vermeiden war, nicht grössere Vorbereitungskosten hätte beanspruchen können.

Der Vertrag von Strasburg am 7. Oct. 1414 mit seinem 2jährigen Waffenstillstand war kaum geschlossen, als auch schon die Befürchtungen Küchmeister’s begannen, ob Seitens der Polen die getroffenen Vereinbarungen gehalten werden würden. Bereits am 10. Januar 1415 sprach der Hochmeister Sigismund gegenüber die Ansicht aus, dass Jagiello nur auf eine günstige Gelegenheit warte, um in das Ordens-Gebiet einzufallen[1], eine Meinung, die er am 2. März des Jahres wiederholte[2]. Schloss er dieser Nachricht die Ueberzeugung an, dass Jagiello auf das Concil keine Rücksicht nehmen werde, so findet sich in andern Briefen des Jahres 1415 neben Furcht vor hinterlistigen Absichten Jagiello’s die Mittheilung von Rüstungen[3] und Gewaltthätigkeiten[4] gegen Ordens-Unterthanen.

Das Jahr 1416 gestaltete sich nicht günstiger. Der König von Dänemark schloss zu Ungunsten des Ordens ein Bündniss mit Witold[5], und nicht nur aus Polen[6], sondern auch aus Konstanz[7] kam die Aufforderung, vor den Feinden auf der Hut zu sein. Aeusserst charakteristisch für das geringe Vertrauen, welches Küchmeister zu dem noch aufrecht erhaltenen Friedenszustande hegte, ist eine Bemerkung, welche sich in einem Brief an Friedrich von Brandenburg Ende April 1416 findet. Diesem wird wegen seiner Bemühungen um weitere Hinausschiebung des Waffenstillstandes gedankt, obgleich sich der Hochmeister der Besorgniss nicht verschliessen könne, für einen Ueberfall

  1. H. M. Registr. 1414–17 S. 186.
  2. Ebend. S. 78.
  3. Ebend. S. 282. 270.
  4. Ebend. S. 89. 222. C. e. W. 620.
  5. Bunge V Nr. 2050.
  6. H. M. Registr. 1414–17 S. 276.
  7. Schbl. II Nr. 36.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_252.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)