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steigerte sich bis zu den Worten: „Wyr syn no allhie umb des ordens gedeyen und vorterben und do stellet ir uch tzu, als ap die sache uch nicht angee“[1]. Der Mann, der sich zu solchen Aeusserungen gegen das Haupt des Ordens hinreissen liess, hatte während seiner 16jährigen Procuratur seit den Tagen von Tannenberg doch gewiss schon viel durchgemacht[2]. Um so eindrucksvoller ist die Sprache seiner Verzweiflung.

Die Hauptursache für die in Konstanz hervortretende Geldverlegenheit des Ordens ist nun aber nicht in den vorher berührten Uebelständen, sondern in der von Küchmeister inaugurirten Politik gegen Polen zu suchen. Sie machte die Ausgaben in Konstanz zu unerschwinglichen, weil sie gleichzeitig andere schwere Lasten dem Orden aufbürdete.

Aus der Instruction des Komturs von Balga von 1418, die den Ausgangspunkt unserer Betrachtung bildete, sei die Stelle, welche von den Kosten der Kriegsbereitschaft handelt, zur besseren Charakteristik der Stimmung am hochmeisterlichen Hof wörtlich angeführt[3]. „Item so ist czu setzen in des pabst dirkenntnisse, wie gar unertregliche unbequemkit dem orden do von bequeme, solde her umb sulcher vaer wille von jare czu jare in sulchem abeschache [d. h. auf der Hut] sitzzen, das her sich mit folke bewerben muste und – – – gantz tzu kryge richten; wenn herr denne gantz gereith were, denn abir czu eynem iclichen beyfride czu halden gedrungen werden mit vorlost aller sulcher koste und czerunge, bowen [dazu] sulche grose ansproche, die her czu im czu hulfe geladen hette. So mochte yo menniglich wol dirkennen, das dem orden yo besser were eyn steter kryg wenn sulcher beyfrede mit sulcher sorgfeldigkeit von jare czu jare czu tragen. Item so ist der orden wol gewarnet, wie das seyn wedirpart wol vortrost ist, noch seyne willen und bequemlichkeit eyn beyfredes czu bekomen von dem orden, ob ouch der orden gancz czu kryge sich gerichtet hette. Dorumb die Polan sich nicht dorfen zu krige richten, is were denne das sie den orden ungewarntes dinges obirfallen mochten. Und sulches trostes

  1. Schbl. II Nr. 20.
  2. Schbl. I a Nr. 139. Brief Wormditt’s an den Hochmeister vom 6. November 1418 „behaldet mich in sulche eren, die ich itzunt vor 16 joren im hoffe [d. h. der Curie] habe gehabt“.
  3. Foliant C S. 122.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_250.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)