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Urtheil des Procurators seine Schuldigkeit[1]. Vollständig ward Wormditt von den beiden erwähnten Landkomturen im Stiche gelassen, obgleich der von Elsass 500 Gulden, der von Botzen 300 Ducaten Kammerzins jährlich zu zahlen hatte, und ausserdem noch beide zu ausserordentlichen Hülfssteuern verpflichtet waren[2]. Der Gebietiger von Botzen erklärte seine Zahlungsunfähigkeit durch die Armuth seiner Ballei[3]. Denselben Grund führte auch der Landkomtur von Elsass an[4], nachdem er gelegentlich unter dem Vorwand, nur mit Zustimmung seiner Gebietiger über eine Summe von 1000 Gulden verfügen zu können[5], Zeit zu gewinnen gesucht hatte. War auch die Lage der Ballei Elsass eine schlechte[6]: dass sie ihr nicht erlaubte, „eynen gulden adir guldens wert“ zu senden, erschien in Konstanz unglaublich, weshalb dem Komtur auch nicht der Vorwurf der Unzuverlässigkeit erspart blieb[7].

Unter solchen Verhältnissen wurde die persönliche Lage des Procurators natürlich eine sehr peinliche. Bestürmt von seinen Collegen, die er mit Geld versehen sollte, wusste er oft nicht, sich selbst den nöthigen Lebensunterhalt zu beschaifen[8], der ausserordentlich theuer war[9]. So klagte er denn: „ich habe weder czerunge fur mich noch fur die andern, die mich alle tage oberlouffen“[10] oder „wir leyen teglich, was wir czeren“[11]. Auch diese Möglichkeit, von Tag zu Tag auf Credit zu leben, fand ihr Ende, sobald die Banquiers Prolongation von Wechseln[12] verweigerten

  1. Schbl. II Nr. 43.
  2. Voigt, Balleien S. 231–232.
  3. Schbl. I Nr. 88; Schbl. 105 Nr. 191.
  4. Schbl. II Nr. 19; Schbl. DM a Nr. 73; H. M. Reg. 1417–19 Nr. 205.
  5. Schbl. 103 Nr. 10. Voigt, Balleien S. 230.
  6. Um 200 Gulden ist der Landkomtur in Verlegenheit. Vgl. Schbl. LXX Nr. 112 und Voigt, Balleien S. 238.
  7. Schbl. XXI Nr. 113.
  8. Schbl. XXX Nr. 24; Schbl. II Nr. 33 a.
  9. Schbl. II Nr. 30.
  10. Schbl. I a Nr. 130.
  11. Schbl. II Nr. 27. – Vgl. Schbl. I a Nr. 126; Schbl. II Nr. 13; Schbl. II Nr. 40, Nr. 121; Schbl. I Nr. 91.
  12. Schbl. II Nr. 43. Wormditt kann einen Wechsel von 1000 Gulden nicht bezahlen, er musste deshalb „eynen umbslag noch uff 2 monden thun; das mir [d. h. dem Procurator] das widerfurr, mochte ich den wechslern 40 gulden ufgeben – – –“. Brief Peter’s an den Hochmeister vom 9. März 1418. Wormditt musste also 24 Prozent bezahlen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_247.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)