Seite:De DZfG 1892 08 242.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

St. Martin hinaus[1]. Mit vollem Recht äusserte Wormditt über solche und ähnliche Vorgänge sein Befremden, ohne etwas anders zu erreichen, als dass der Hochmeister gelegentlich die Schuld von sich auf die Lieger und den Procurator selbst schob. Nachdem er hervorgehoben, dass Wormditt’s Briefe „vaste ernste worte“ enthielten, „nemlich das uns [d. h. dem Hochmeister] eure schrifte [d. h. die des Procurators] nicht geen czu herczen“, ertheilt er ihm folgende Antwort: „Lieber her Procurator, ir mogt uns czu legen und schreiben, was ir wellet, wes der schult ist, das weis got; wir haben allewege das unser dobei getan – –. Ir schreibt uns eyns, so schreiben si [d. h. die Lieger] das ander und machen uns so fremden in der sume, das wir shir nicht wissen, welchs das irste ist odir das leczte. Nu wirt uns die schult uffgelegt.“[2].

Mit solchen allgemeinen Redensarten war natürlich Wormditt nicht geholfen, und dies um so weniger, als zur Vervollständigung der allgemeinen Zerfahrenheit unter den Ordensbeamten noch die Lieger mit einander zerfielen und einer dem andern seine Unterstützung versagte. Der Procurator hatte 1418 von einem Lübecker Kaufmann Hildebrand 3000 Kronen geborgt, die in Brügge zurückbezahlt werden sollten[3]. Gesike erhielt von Wormditt den Auftrag, dieselben zu dem ausgemachten Termin zurückzuerstatten. Dieser erklärte sich bereit dazu, bat aber seinen Collegen v. d. Becke, auch seinerseits dafür Verpflichtung zu übernehmen. Doch er predigte tauben Ohren, Becke wies ihn ab[4].

Zieht man aus den gegebenen Einzelheiten die Summe, so liegt auf der Hand, dass der Procurator unmöglich seine ungeheueren, uns schon bekannten finanziellen Verpflichtungen pünktlich erfüllen konnte.

Es erübrigt noch an einigen besonders markanten Beispielen zu zeigen, in welche Art von Schwierigkeiten Wormditt dadurch gerieth. Am 17. October 1417 theilte der Hochmeister dem Procurator mit, dass ihm zu Weihnachten des Jahres aus Brügge 2000 Gulden überwiesen werden würden. Auf Grund dieser Nachricht[5]

  1. Schbl. I a Nr. 120.
  2. Schbl. I a Nr. 97.
  3. Schbl. II Nr. 43.
  4. Schbl. I a Nr. 83.
  5. Schbl.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_242.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)