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Abschluss des Friedens mit der Pforte möglichst beschleunigen und dann sofort mit gesammelten Kräften sich auf Finland werfen werde; was bei der Gruppirung der Europäischen Mächte in zwei feindliche Heerlager aller Wahrscheinlichkeit nach einen allgemeinen Völkerkrieg herbeiführen musste. „Der Krieg ist unvermeidlich und ich werde in ihn verflochten werden, ohne dass ich die geringste Möglichkeit erblicke, mich aus diesem Labyrinth herauszufinden“: so schrieb der Preussische König damals voller Verzweiflung an seinen alten Freund und treuen Rathgeber, den Staatsminister Finckenstein[1], den er seit dessen Stockholmer Legation (1744–1746) als Autorität in Schwedischen Angelegenheiten betrachtete; und wahrlich, die Europäische Lage war ernst genug, um solche Worte zu rechtfertigen.

Am 8. November ertheilte er dem Grafen Dönhoff in Stockholm die Weisung, derselbe solle bei der Nachricht vom Einmarsch der Schweden in Norwegen sofort im Namen des Berliner Hofes der Verwunderung über den Bruch der wiederholten Friedensversicherungen Gustav’s „ganz freimüthig“ Ausdruck verleihen und hinzufügen, dass kein Europäischer Staat „dergleichen Schritte mit gleichgültigen Augen ansehen“ könne, am allerwenigsten Russland, welches im nächsten Frühjahr unzweifelhaft den Feldzug in Finland eröffnen, die gesammte Schwedische Heeresmacht dort festhalten und dadurch den Dänen die Möglichkeit zur Wiedereroberung der inzwischen etwa an Schweden verlorenen Theile Norwegens verschaffen werde. Indessen – so hiess es zum Schlusse des Schreibens – nur im Einverständniss mit seinem Russischen Collegen Osterman dürfe der Gesandte in dieser Weise vorgehen, und, wenn jener wegen fehlender Autorisation seitens seiner Regierung vorderhand noch „stumm und ruhig“ bleiben wolle, müsse auch er sich „zugeknöpft“ verhalten[2]. Mit einem Worte: das Bestreben der Preussischen Staatsleitung war ersichtlich darauf gerichtet, wenigstens vorläufig jede Parteinahme für oder gegen Schweden aufs Sorgfältigste zu vermeiden.

Natürlich fehlte es nicht an Versuchen, den Preussischen König von seiner neutralen Friedenspolitik abtrünnig zu machen,

  1. Friedrich an Finckenstein, 12. November, citirt bei Hjelt S. 133.
  2. Friedrich an Dönhoff, 9. November. Hjelt [Beilagen] S. 31.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_130.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)