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ausserordentlichen Reichstages sei nur noch eine Frage der Zeit[1].

Natürlich riefen diese Nachrichten an den Höfen von Petersburg, Kopenhagen und Berlin nicht geringe Bestürzung hervor. Sofort erhielt Osterman den Befehl, er solle den Freunden Russlands „die positive Versicherung geben“, dass Katharina ihnen stets Schutz und Beistand gewähren werde[2], und auch Juel wurde von seiner Regierung angewiesen, auf die Umtriebe der Hofpartei ein wachsames Auge zu haben, im Verein mit seinem Russischen Kollegen alles zur Hintertreibung eines ausserordentlichen Reichstages aufzubieten und „den Freunden der guten Sache“ mit Rath und That beizustehen[3].

Einen anderen Weg wählte der Preussische König. In klarer Erkenntniss der Fruchtlosigkeit seiner bisherigen Taktik hatte er seit dem Sommer 1766 nicht mehr wie früher einen zornig gereizten Ton in den Briefen an seine Schwester Ulrike angeschlagen, sondern derselben in schonender Weise zu verstehen gegeben, wie wenig sie mit ihrer „Animosität“ und ihrem „offenen Hasse“ gegen Russland ausgerichtet habe, und wie viel vernünftiger es daher sei, die Empfindlichkeit der Kaiserin Katharina zu schonen und durch geschickte Verstellung ihren Argwohn zu mindern[4], zumal er selbst mit Rücksicht auf ihm „unentbehrliche Alliirte“ sich nicht in der Lage befinde, seinen geschwisterlichen Sympathien nachgeben und seiner Schwester einen grösseren

  1. Cocceiji, 1. u. 11. December 1767; 8., 15. u. 29. Januar 1768.
  2. Cocceiji, 1. März 1768.
  3. Bernstorff an J., 26. December 1767. Am 13. Februar 1768 ermächtigte er ihn sogar für den Fall des Misslingens aller Versuche zu der Erklärung: „Que S. M. [Danoise], par suite des rapports immuables et permanents qui subsistent entre Elle et la Suède, de même qu’en vertu des traités existants entre Elle et S. M. Imp. de toutes les Russies, ne pourra voir avec indifférence qu’une partie de la Nation suédoise veuille, par un acte de force et de violence, rompre les liens de toute la Nation et enfreindre ouvertement la forme de son gouvernement et les pivots de sa liberté. Que S. M. ne balancera point à faire connaître à toute la Suède qu’un tel mépris pour sa constitution ne Lui sera pas égal et – – – qu’Elle prendrait part à un événement si contraire aux lois du royaume, si irrégulier et si violent“. J. solle diesen Befehl dem Russischen Gesandten vorlesen und ihn zur Uebergabe einer gleichlautenden Declaration zu bewegen suchen. Corr. minist. II, 336 f. u. 342 f.
  4. Friedrich an Ulrike, 20. Juli 1766. Fersen III, 348–49.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_081.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)