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Aber wir dürfen desshalb noch lange nicht den Schluss ziehen, dass die Mehrzahl der Humanisten zumal in Italien nach Petrarca’s Vorgang die Astrologie wirklich ganz verworfen hätte. Dagegen spricht schon der Umstand, dass z. B. selbst die Polemik eines Ficino doch mit einem sehr starken Rest von astrologischem Glauben gepaart erscheint, dass der nämliche Gelehrte, der den Missbrauch der Sternkunde einzuschränken sucht, doch mit Genugthuung vermerkt, wie sowohl er als Pico unter Saturn im Zeichen des Wassermanns geboren seien. So finden wir bei dem Deutschen Konrad Celtis den seltsamsten Widerstreit zwischen scharfer Kritik und unverwüstlicher Verehrung der Astrologie[1]. Bekanntlich huldigten ihr verschiedene Mitglieder von Lorenzo’s Platonischer Akademie; Cristoforo Landino, der Commentator des Dante, verkündigte für den November 1484 wegen der Conjunction des Jupiter und Saturn eine grosse Reformation der Kirche. Ein Giovanni Pontano, ein Pomponazzi, Sterne am Himmel der Italienischen Dichtung und Wissenschaft, bewegen sich offen im astrologischen Ideenkreis. Leon Battista Alberti bringt die kirchliche Architektur des Mittelalters, Lionardo da Vinci die Entstehung

    etc.) spricht Pico in den Disp. II, 5; vgl. V, 1 über die Jüdische Ankündigung des Messias für das Jahr 1464. Weiter sagt er: „Juniores quoties nobis ex aliqua superiorum planetarum coniunctione fallacis prophetae adventum annunciarunt? praesertim ex ea, quae in Scorpione Jovis et Saturni abhinc decem annis [1484] coniunctio fuit. Nullas tamen adhuc fallax propheta mundo praeter eos apparuit.“ So hatte z. B. Cristoforo Landino in seinem „Comento sopra la Comedia di Danthe Alighieri“ (Florenz 1481) bei seiner astrologischen Deutung des „Veltro“ im 1. Gesang der Hölle bemerkt: „Et certo nell’ anno MCCCCLXXXIV nel dì vigesimo quinto di Novembre et a hore XIII et minuti XLI di tale dì sara la coniunctione di Saturno et di Jove nello Scorpione nell’ ascendente del quinto grado della Libra; la quale dimostra mutatione di religione. Et perchè Jove prevale a Saturno, significa, che tale mutatione sara in meglio. Il perchè non potendo essere religione alchuna più vera che la nostra, ho ferma speranza che la repubblica christiana si ridurrà a optima vita et governo, in forma che poteremo veramente dire: Jam redit et virgo, redeunt Saturnia regna.“

  1. Vgl. Marsil. Ficini Opera (Basel 1561), II, 1537; dann die Schrift „de vita coelitus comparanda“ u. a. m.; Hist. Zeitschr. N. F. XIII (1883), 202 ff.; 215. Ein feuriges Lob der Astrologie in der Schrift des Johannes Garzonius († 1506) über Bologna (Muratori XXI, 1062 f.): „Semper mea sententia fuit, ut nullum scientiae genus esset, quod cum astrologia conferri posset“ u. s. w.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_066.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2023)