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brachte, nicht in Rechnung zog, was dieselbe Bevölkerung unter Leitung hervorragender Männer geleistet hatte. Auch die Gedanken eines Aristoteles können irrig sein; aber immer sind sie scharf und klar. Selbst seine Irrthümer helfen dazu, in das Wesen der Dinge einzudringen. Der echte Aristoteles braucht keinen modernen Massstab politischer Beurtheilung zu scheuen. Im Gegentheile, wir Neueren haben, ehe wir Fragen der Verfassungsgeschichte in Angriff nehmen, alle Ursache, uns im Studium des Aristoteles Klarheit über die Grundbegriffe des Staatslebens zu verschaffen. Der echte Aristoteles bewährt sich desto glänzender, je schärfer und rücksichtsloser die Kritik mit seinen Werken verfährt. Er verlangt nicht ein bescheidenes und gläubiges Gemüth, das sich ihm demüthig unterordnet. Er nöthigt auch denjenigen, sich vor seiner Grösse zu beugen, der ihm mit trotzigem Wahrheitssinne naht, entschlossen, nichts gelten zu lassen, was nicht vor einem eindringenden und consequenten Nachdenken Stand hält.


Seit dieser Aufsatz geschrieben wurde, ist die Literatur über den Gegenstand weiter um einige bemerkenswerthe Abhandlungen vermehrt worden. Der Verfasser des vorstehenden Aufsatzes wünschte sich mit ihnen noch nachträglich auseinanderzusetzen, leider war der Druck des Heftes schon so weit vorgeschritten, dass wir seine Ausführungen nicht hier anschliessen konnten, sondern an die Spitze der „Kleinen Mittheilungen“ verweisen mussten, wo man dieselben vergleichen wolle.

Red.     



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_028.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)