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Noch bedeutend grösser werden die Transscriptions-Schwierigkeiten, wo man ganze Russische Sätze, wie z. B. beim Citiren von Büchertiteln mit Deutschen Lettern wiedergeben will. Es ist dann häufig die Identität zwischen den von verschiedenen Autoren transscribirten Titeln kaum zu erkennen.

Jedoch das ganze Princip ist eben ein verkehrtes. Schon der blosse Wunsch, die Aussprache der angeführten Russischen Namen dem Deutschen Lesepublikum zugänglich zu machen, befindet sich in krassem Widerspruch mit dem Geiste der sonstigen Deutschen Orthographie fremder Wörter oder Namen, die das Deutsche Bürgerrecht noch nicht erworben haben. Welchem Deutschen Schriftsteller wird es einfallen, Französische und Englische Namen zu verstümmeln, nur aus der Furcht, dass mancher Leser sie unrichtig aussprechen wird?

Die wissenschaftliche Haltlosigkeit der Lauttransscription hat dazu geführt, dass manche Schriftsteller den Weg conventioneller Zeichen eingeschlagen haben, und während die Historiker noch immer den Weg des alten Transscriptions-Schlendrians wandeln, sind die Philologen im Grossen und Ganzen dazu gelangt, sich über gewisse Conventionszeichen zu verständigen. Die Begründung des Bestrebens, nicht auf Grund der Lauttransscription, sondern auf Grund der orthographischen Treue die Russischen Namen oder Wörter mit Lateinischen Lettern zu schreiben, findet man in den Einleitungen zu den grundlegenden Werken von G. Krek, Einleitung in die Slavische Literaturgeschichte (Graz 1874; in der 2. Aufl., 1887), manche wichtige Aenderungen in dem Transscriptions-Verfahren, und von A. von Reinholdt[1] (der sich im allgemeinen auf Krek stützt), und ebenfalls in dem glänzenden neulich erschienenen Werke von Konstantin Jireček, das zwar nur das Bulgarische berücksichtigt, uns aber manchen nützlichen Fingerzeig lieferte[2].

Bei Miklosich und in dem Archiv für Slavische Philologie, bei Reinholdt und Jireček werden folgende Buchstaben nach derselben Art und Weise transscribirt: ч (etwa tsch) = č; ш (etwa sch) = š; щ (etwa schtsch)[3][WS 1] = šč; ж (Französisch j in journal) = ž; ц (wie

  1. Einleitung bei Reinhold pag. X; Einleitung bei Krek, 1. Aufl. pag. VI–VII, 2. Aufl. pag. X.
  2. Franz Joseph von Battenberg bleibt den Principien Jireček’s treu.
  3. Das schtsch entspricht keineswegs der Aussprache des Russischen щ, weil dieses als ein kurzer Laut ausgesprochen wird und nicht gedehnt, wie das sch-t-sch andeutet, das ч (tsch) ist dem Italienischen C vor e und i conform, wie in civile und nicht dem gedehnten t-sch-Laut.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): t-sch-laut
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_377.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)